Erhöhte Messwerte in Temelin

Im Atomkraftwerk Temelin ist bereits vor einer Woche geringfügig erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Das Umweltministerium beruhigt, die Messstationen in Österreich hätten keine erhöhte Strahlung gemeldet.

Sowohl das Umweltministerium in Wien als auch die tschechischen Behörden betonen, dass es keine Gefahr für die Bevölkerung gegeben habe. Die Optik allerdings ist wieder einmal schlecht, denn die erhöhte Strahlung direkt rund um das Kraftwerk soll bereits vor über einer Woche gemessen worden sein.

Atomkraftwerk Temelin

APA/Alois Litzlbauer

Das Atomkraftwerk Temelin in Südböhmen

Erst am Freitagabend bestätigte ein Sprecher des Betreibers CEZ, dass auf dem Gelände des Atomkraftwerks geringfügig erhöhte Strahlenwerte gemessen worden, Grenzwerte aber nicht überschritten worden seien. Die Kraftwerksleitung informierte daher die staatliche Atomaufsicht und Österreich.

Geringe Mengen kontaminierten Wassers

Im Umweltministerium beruhigt man, österreichische Messstationen hätten keine erhöhte Strahlung gemeldet. Geringfügig erhöhte Strahlung tritt nicht das erste Mal in und um Temelin auf, so wie bei jedem anderen Kernkraftwerk auch. Meist handelt es sich um geringe Mengen an kontaminiertem Wasser, das aus dem Kühlkreislauf austrat.

Kein Störfall

In Temelin verständigte man aber deshalb auch die offiziellen Stellen, weil die Werte an Stellen gemessen worden sind, an denen sie so nicht auftreten dürften. Betroffen sei das Dach des zweiten Reaktorblocks, heißt es. Block 2 ist nach einer undichten Stelle im Kühlsystem derzeit wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb. Von einem Störfall, wie eine Tageszeitung am Samstag schreibt, kann nach derzeitigem Informationsstand aber keine Rede sein.

Betreiber dekontaminiert Reaktorblock

Nach der Messung geringfügig erhöhter Strahlenwerte im tschechischen Atomkraftwerk Temelin arbeiten Techniker an der Behebung des Problems. „Derzeit findet die Dekontamination dieses Bereichs statt“, sagte AKW-Sprecher Marek Svitak heute. Unter anderem auf dem Dach des abgestellten zweiten Reaktorblocks seien Werte zwischen 0,0008 und 0,00025 Millisievert gemessen worden.

„Das entspricht der Strahlenbelastung, der ein Passagier bei einem Langstreckenflug ausgesetzt ist“, sagte Svitak. Ursache für den Zwischenfall war demnach eine „Undichtigkeit“ zwischen dem radioaktiven primären und dem sekundären Kühlkreislauf in Block II. Der Dampfgenerator, an dem ein rund ein Zentimeter großes Leck entdeckt worden sei, werde repariert.

„Das ist ein relativ großes Problem für den Betreiber“, sagte Pavel Vlcek von der Umweltinitiative OIZP. Er gehe davon aus, dass radioaktives Kühlwasser aus dem Primärkreislauf ausgetreten sei. Die Informationspolitik des Betreibers sei unzureichend.

NGO: „Keine Bagatelle“

Auch die heimische Umweltschutzorganisation Global 2000 übte Kritik. „Es handelt sich um keine Bagatelle, sondern um die Leckage von 2.000 Litern Kühlwasser pro Stunde“, teilte ein Sprecher mit. Jetzt sei es an der Zeit, „umfassend international aufzuklären und den offenkundig schwereren Zwischenfall beim Wiederanfahren des Reaktors II am 26. Juli endlich richtig zu untersuchen“.

„Solche Vorfälle zeigen einmal mehr, dass jedes AKW weltweit ein Sicherheitsrisiko darstellt“, betonte der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) in einer Aussendung. Er forderte die „sofortige und detaillierte Offenlegung aller Messergebnisse durch die tschechische Atomaufsichtsbehörde“ und die „lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse“ auch durch internationale Experten.

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