Luchse: Girtler nimmt Wilderer in Schutz

Der wissenschaftliche Leiter des Wildermuseums in St. Pankraz, der Soziologe Roland Girtler, verwehrt sich dagegen, einen illegalen Luchs-Abschuss im Nationalpark Kalkalpen als Wilderei zu bezeichnen: Historische Wildschütze hätten einen Ehrenkodex gehabt.

Im Nationalpark Kalkalpen werden seit längerem mehrere Kuder - also männliche Luchse - vermisst. Vor einigen Wochen wurde ein toter Luchs in der Tiefkühltruhe eines Präparators gefunden. Gegen einen 64-jährigen Jäger, der den Luchs abgeschossen haben soll, wird derzeit ermittelt. Er soll ein Freund des Präparators gewesen sein.

„Luchse oder Steinadler zu erlegen ist kriminell“

Luchse oder Steinadler zu erlegen, sei kriminell, die bloße Lust am Töten widerspreche der Jagdethik, so Roland Girtler am Mittwoch in einer Aussendung. Er verwehrt sich auch dagegen, den illegalen Abschuss als Wilderei zu bezeichnen.

„Die früheren Wilderer gehörten zur Kultur der Armut im Gebirge“, erklärte Girtler. Sie hätten dagegen rebelliert, dass die Jagd nur der Obrigkeit vorbehalten war. „Die modernen Wilderer aber, die mit dem Autoscheinwerfer das Wild blenden, um es leicht schießen zu können, und denen es nur um die Trophäe geht, sind mit den klassischen Wildschützen überhaupt nicht zu vergleichen“, so Girtler.

Schwierige Ermittlungen

Die Ermittlungen im Fall der verschwundenen Luchse in Oberösterreich seien schwierig, so Othmar Coser, Leiter der Abteilung Umweltkriminalität am Landeskriminalamt Oberösterreich. Die Ermittler würden immer wieder auf eine Mauer des Schweigens stoßen. Neben dem gefundenen toten Tier in der Tiefkühltruhe sind derzeit noch drei weitere Kuder abgängig.

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