Arzt wegen Holocaust-Leugnung vor Gericht

Ein Arzt aus dem Mühlviertel soll in einem Schreiben an das Gemeindeamt, den Gemeinderat und die Verwaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen die Existenz von Gaskammern sowie den Holocaust geleugnet haben. Der 71-Jährige steht jetzt in Linz vor Gericht.

Der Mediziner schrieb laut Anklage, er habe sich mit eigenen Augen davon überzeugt, dass es in Mauthausen keine Gaskammern gegeben habe. Der Holocaust müsse daher „eine Lüge der khasarischen, zionisischen Banksterbande sein, welche gegenwärtig in diesem Teil und im ‚arabischen Frühling‘ noch immer ihr Unwesen treiben“. Der 71-Jährige soll auch behauptet haben, Hitler und Deutschland seien nicht am Krieg schuld und, dass wir „mit der Holocaustkeule bis zum Sankt-Nimmerleinstag ausgebeutet werden“ sollen.

„Querulant“ und „kein typischer Österreicher“

Sein Mandant sei alles andere als ein Nazi, sagte Verteidiger Michael Langhofer, er sei lediglich ein „Querulant“ und „kein typischer Österreicher“, weil er den Dingen auf den Grund gehen wolle. Der Angeklagte selbst bekannte sich nicht schuldig. Er sei nur auf der Suche nach der Wahrheit, betonte er. Nach der Lektüre eines - als geschichtsrevisionistisch eingestuften Buches - sei er in die Gedenkstätte gegangen. Dort habe er festgestellt, dass die Gasleitung zur Gaskammer fehlt und keine ausreichende Erklärung dafür bekommen.

Wahrheit wichtiger als Verbotsgesetz

Die Frage von Staatsanwalt Alfred Schaumüller „Hat es in Mauthausen Gaskammern gegeben?“, beantwortete der Mann mit „Ja“. Allerdings ließ er zwischendurch auch Bemerkungen fallen wie „Was ich denke, werde ich nicht sagen“, „Die Wahrheit ist mir wichtiger als das Verbotsgesetz“ oder Galilei habe auch widerrufen müssen, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner kommt in ihrem Gutachten zu der Ansicht, dass der Mann zurechnungsfähig ist. „Aber wenn er von einer fixen Idee besessen ist, vertritt er diese auf Teufel komm ’raus“, so die Zusammenfassung der Expertise durch den Staatsanwalt.

Seit Jahrzehnten mit Behörden im Clinch

Der heute 71-Jährige ist offenbar seit Jahrzehnten wegen eines Kanalproblems mit Behörden - und zwischenzeitlich auch mit einem hohen Landespolitiker - im Clinch, was auch bereits die Justiz beschäftigt hat.