70 Jahre „Mühlviertler Hasenjagd“

Es ist eines der düstersten Kapitel österreichischer Zeitgeschichte kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges: die unter der SS-Bezeichnung angeordnete „Mühlviertler Hasenjagd“ vor 70 Jahren. Einen Beitrag gegen das Vergessen leistet die 83-jährige Zeitzeugin Anna Hackl.

In Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern waren insgesamt fast 200.000 Häftlinge inhaftiert - mehr als die Hälfte von ihnen kam um. In der Nacht vom 1. zum 2. Februar 1945 wagten 500 vor allem sowjetische Häftlinge die Flucht aus dem „Todesblock“ des Konzentrationslagers Mauthausen. Die für den Betrieb des Konzentrationslagers zuständige SS ordnete Hetzjagd auf Entflohenen an, in die auch die Bevölkerung eingebunden war. Keiner dürfe lebend in das KZ zurückgebracht werden, lautete der Befehl.

Beispiellose Menschenjagd

Es begann eine beispiellose Menschenjagd, bei welcher alle Geflüchteten bis auf elf zumeist sofort ermordet wurden. Die wieder Festgenommenen wurden gequält, erschlagen, erschossen. Neben den Mühlviertlern, die mitmachten, gab es auch etliche, die den fliehenden Häftlingen unter großer persönlicher Gefahr halfen und sie zum Teil sogar monatelang versteckten.

Filmausschnitt zur „Mühlviertler Hasenjagd“ aus dem Beitrag in Oberösterreich heute:

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Zeitzeugin war damals 14 Jahre

Die Schwertbergerin Anna Hackl - geborene Langthaler - war damals 14 Jahre alt. Ihre Mutter versteckte unter Lebensgefahr zwei entflohene Häftlinge. Der Welser Filmemacher Andreas Gruber verarbeitete Anfang der 90er Jahre Hackls Geschichte in seinem Film „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“.

Zeitzeugin Anna Hackl aus Schwertberg

ORF

Gespräch mit Anna Hackl

„Viele Leute waren ja von Hitler begeistert“, erzählt Hackl, „aber meine Mutter war gleich eine Gegnerin und hat gesagt ‚der bringt Unheil‘“. Bis heute bringt Anna Hackl ihre Geschichte Jugendlichen nahe. Seit 30 Jahren besucht sie Schulklassen und erzählt von der Heldentat ihrer Familie. Dass die Jugend weiß, wie es war.

Am 28. Februar wird in der KZ-Stätte Mauthausen eine „Zeitgeschichtliche Wanderung“ angeboten. Anschließend gibt es die Möglichkeit mit Zeitzeugin Anna Hackl zu sprechen.

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