Prozess nach Überfall auf Geldboten vertagt

Der Prozess nach einem Überfall auf zwei Geldboten in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) ist am Dienstag vertagt worden. Zwei Männer und eine Frau aus Rumänien waren angeklagt, leugneten aber die Tat, bei der fast 270.000 Euro erbeutet wurden.

Die Staatsanwaltschaft sprach von einer Kombination aus „Kriminaltourismus und Schwerstkriminalität“.

Zwei Angeklagte hatten 16 und 52 Identitäten

Die Männer im Alter von 36 und 40 Jahren hatten im Ausland schon mit der Justiz zu tun. Einer verfüge über 16 Identitäten, der andere gar über 52, so die Staatsanwaltschaft. Die Frau, eine 22-jährige Jus-Studentin, ist mit einem der beiden liiert, ansonsten aber bisher unbescholten. Sie soll Chauffeur- und Aufpasserdienste geleistet haben.

Laut Anklage brach das Trio im Mai des Vorjahres in ein Firmengelände ein und stahl dort einen Kastenwagen. Damit fuhren die Täter in der Nacht auf den 2. Juni auf den Parkplatz der Bank. Die Männer sollen das Fahrzeug als Sichtschutz verwendet und in das Gebäude eingestiegen sein. Dort hätten sie - bewaffnet mit einer Maschinenpistole - auf die zwei Geldboten gewartet, die den Bankomaten befüllten. Sie fesselten die beiden und flüchteten mit 268.500 Euro. Ein Opfer ist wegen des traumatischen Erlebnisses nach wie vor nicht arbeitsfähig.

Am Grenzübergang Nickelsdorf festgenommen

Einen Tag nach der Tat wurden die drei Beschuldigten 200 Meter vor dem Grenzübergang Nickelsdorf (Bez. Neusiedl/Burgenland) von der Cobra gestoppt und festgenommen. Das Geld war - in Waschmittelboxen verpackt - im Wagen versteckt. Der Hauptangeklagte behauptete, er habe von einem mysteriösen Vierten, einem Mann namens „Doro“, den Auftrag gehabt, das Geld nach Rumänien zu bringen. Dafür habe er 14.000 Euro bekommen, sagte er und bekannte sich deshalb der Geldwäsche schuldig. Den Raub wollen aber weder er noch seine Mitangeklagten begangen haben.

„Haben lediglich Geldtransport durchgeführt“

Am Vormittag wurden die Beschuldigten getrennt voneinander einvernommen. Die zwei Männer, die in den bisherigen Einvernahmen eisern geschwiegen hatten, beteuerten vor Gericht, sie hätten lediglich einen Geldtransport durchgeführt. Den Raub stritten sie ab. Dass auf ihrem Laptop mit einem Internet-Kartendienst Marchtrenk gesucht worden war, konnten sie sich nur damit erklären, dass mehrere Leute Zugang zu dem Gerät gehabt hätten.

Die Anklage stützt sich aber auch auf DNA-Spuren und belastende Handy-Daten. Zudem fanden die Ermittler heraus, dass auf dem Laptop Berichte über den Raub angesehen worden sind. Das wollen die Beschuldigten auch nicht gewesen sein.

Weitere Zeugen sollen geladen werden

Obwohl die zwei Männer getrennt voneinander befragt wurden, präsentierten sie die gleiche Version: Sie hätten im Auftrag eines gewissen „Doro“ Geld nach Rumänien transportieren sollen. Auf die Frage, warum er das bisher verschwiegen habe, sagte einer: „Doro weiß, dass ich ein seriöser Mensch bin.“

Am Nachmittag sollten die ebenfalls angeklagte Frau und Zeugen einvernommen werden. Das Gericht teilte am Nachmittag mit, dass der Prozess vertagt wird. Es sollen noch weitere Zeugen geladen werden.

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