Appell an Banken bei Fremdwährungskrediten

Die Schweizer Nationalbank hat Donnerstagvormittag die Bindung des Franken an den Euro aufgehoben. Die Folge war ein starker Anstieg des Frankenkurses und Konsumentenschützer fordern, dass Banken ihren Fremdwährungskreditkunden finanziell entgegenkommen.

Rund 151.000 Privathaushalte haben laut Finanzmarktaufsicht noch einen Fremdwährungskredit laufen, die meisten in Schweizer Franken. Rechnet man das auf Oberösterreich herunter, so dürften etwas über 25.000 Landsleute von der aktuellen Entwicklung betroffen sein. Für sie könnte die völlig überraschende Aufhebung des fixen Wechselkurses von 1,20 dramatische Folgen haben. Geht man von einer durchschnittlichen Kreditsumme von 100.000 Euro aus, so haben sie bei einem Wechselkurs von 1,60 noch 160.000 Franken dafür bekommen.

Sollte sich der Wechselkurs aber, wie einige Finanzexperten glauben, auf 1 zu 1 einpendeln, so müssten sie künftig nicht nur 100.000 Euro, sondern 160.000 Euro zurückzahlen. Für manche, die ohnehin knapp kalkuliert haben, eine Katastrophe, sagen die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Oberösterreich. Sie verweisen darauf, stets vor den mehrfachen Risiken der Fremdwährungskredite gewarnt zu haben.

Konsumentenschützer fordern Entgegenkommen

Wenige Banken in Oberösterreich hätten auf sie gehört und so gut wie keine Fremdwährungskredite vergeben, andere hätten sie trotz der Warnungen angeboten. Und die seien jetzt gefordert, ihren Kunden entgegenzukommen. Egal ob der Kunde seinen Kredit auf Euro umwechseln möchte oder im Franken bleibt und vielleicht deutlich mehr zurückzahlen muss als er geliehen hat.

Denn die Kunden von Fremdwährungskrediten hätten die Risiken niemals einschätzen können und hätten sich auf die Beratung der Banken, die solche Kredite vergeben haben, verlassen. Betroffen sind allerdings nicht nur Privathaushalte, sondern auch Städte und Gemeinden, die früher wegen der günstigen Zinsen Kredite oder anleihen in Franken aufgenommen haben.

Linz als Beispiel

Wie zum Beispiel die Landeshauptstadt Linz. Sie hat im Vorjahr zwar die Hälfte ihrer 195 Millionen großen Frankenanleihe in Euro gewechselt und dabei einen Verlust von rund 17 Millionen Euro gemacht. 97,5 Millionen Franken sind allerdings noch offen. Müsste man die heute zurückzahlen so wäre das um rund 13 Millionen Euro teurer als noch gestern.

Insgesamt gesehen könnte sich der hohe Frankenkurs aber positiv auf die Österreichische Exportwirtschaft und den Tourismus auswirken, meinen Experten.

Linzer Bürgermeister: „kein Schaden“

Bürgermeister Klaus Luger versucht zu beruhigen. Die Stadt Linz habe aktuell keinen direkten Schaden. Der Linzer Gemeinderat hat ja beschlossen, die bestehende Schweizer-Franken-Anleihe schrittweise in Euro-Verbindlichkeiten zu konvertieren. Die aktuellen Handlungen und daraus resultierenden möglichen Auswirkungen sollen morgen in einer Stadt-Senatssitzung diskutiert werden. Bei einem weiteren Termin nächste Woche werden auch Vertreter namhafter Regionalbanken als Experten eingeladen.

Reaktionen der Parteien

Die ÖVP in Linz sieht das Ganze nicht so rosig. Für Linz droht damit neben dem Swap-Geschäft ein weiteres millionenschweres Finanz-Fiasko, meint ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Baier.

Die Neos sprechen im Zusammenhang mit dem noch theoretischen Verlust der Stadt Linz von einer beinahe erschütternden Unfähigkeit in Finanzfragen. Das Desaster sei, nach dem Swap, eine neuerlicher Beweis dafür, dass man die Verantwortlichen der Stadt in Finanzangelegenheiten schon längst unter Kuratel hätten stellen müssen, meint der Linzer NEOS-Chef Lorenz Potocnik.

Der Linzer FPÖ-Finanzsprecher Markus Hein fordert, die Kursentwicklung müsse höchst sorgfältig beobachtet werden und dann müsse man rasch handeln, damit kein weiterer Spekulationsschaden für die Stadt entsteht!"

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