Ärztearbeitszeit: Pühringer wehrt sich

Nach Attacken gegen den oö. Gesundheitsreferenten LH Josef Pühringer (ÖVP) wegen der Ärztearbeitszeiten geht dieser jetzt in die Offensive: Am Donnerstag sprach er sich gegen „derartige Unseriösitäten“ aus. Wegen des Medizinermangels sei die „Umsetzung extrem schwierig“.

Pühringer sprach damit die EU-Vorgabe an, die bis spätestens 2021 realisiert werden soll. Die Kammer pochte am Mittwoch vehement auf eine maximale durchgehende Arbeitszeit von 25 Stunden und griff Pühringer an. Dass er „andere Schichtmodelle“ in Aussicht gestellt hatte, sei „befremdlich“. „Jeder Lkw-Fahrer hat eine bessere Arbeitszeitenregelung als die Spitalsärzte“, erklärte Sprecher Harald Mayer.

„Müssten bis zum Umfallen weiterarbeiten“

Laut Pühringer müssten Mediziner „bis zum Umfallen weiterarbeiten“, schloss sich FPÖ-Gesundheitssprecherin Brigitte Povysil der Kritik an. Sämtliche Anträge ihrer Partei zur Bekämpfung des Ärztemangels würden auf die lange Bank geschoben.

SPÖ-Gesundheitssprecherin Julia Röper-Kelmayr ortet hingegen „eine Gesprächsgrundlage für Verbesserungen der Arbeitsplatzqualität“. Dass Mediziner teilweise 40 Stunden und mehr am Stück arbeiten, müsse sich ändern, betonte sie.

„Da werden Dinge verdreht“

„Da werden Dinge verdreht, die so nicht gesagt wurden, auch nicht gemeint sind“, wehrte sich nun Pühringer. Für ihn stehe außer Frage, dass er sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetze. Wo es möglich ist, würden sie bereits umgesetzt: Im Landeskrankenhaus Freistadt habe man sich beispielsweise auf kürzere, dafür häufigere Nachtdienste geeinigt.

„Es ist einfach falsch, mir zu unterstellen, ich sei gegen eine Arbeitszeitverkürzung.“ Er unterstütze diese selbstverständlich im Hinblick auf eine gute Work-Life-Balance, betonte der LH. Als Politiker sei man aber gesamthaft verantwortlich, auch eine gute Patientenversorgung habe künftig „erste Priorität“. Als Gesundheitsreferent müsse er aufzeigen, welche Auswirkungen eine Gesetzesnovelle mit sich bringe, so Pühringer.

EU: Arbeitszeitrichtlinie nicht ausreichend umgesetzt

Zum Hintergrund: Bereits 2003 wurde die EU-Arbeitszeitrichtlinie beschlossen. Nach Ansicht der Kommission war die Umsetzung in Österreich aber nicht ausreichend, eine Änderung wurde gefordert, die im Herbst vom Parlament beschlossen werden soll. Auf Basis des derzeit vorliegenden Gesetzesentwurfs ergebe sich laut Pühringer für OÖ ein rechnerischer Mehrbedarf von 156 Medizinerstellen ab 1. Jänner 2015.

Er wies zudem darauf hin, dass die Fondskrankenanstalten mit September 2014 beim ärztlichen Personal rund 143 nicht besetzte Plätze gemeldet hätten. Die künftige Medizinische Fakultät in Linz werde helfen, das Problem zu lösen. „Aber allein dieser Beitrag wird es nicht sein“, sagte der LH.

Er habe in letzte Zeit den Eindruck, dass man das Thema Gesundheit zur politischen Auseinandersetzung erkoren hat. „Das steht für mich schon in engem Zusammenhang mit der Tatsache, dass wir in zwölf Monaten und einer Woche Landtagswahlen in OÖ haben.“