Spitzenmanager als Favorit für Finanzminister
Die sozialwissenschaftliche Fakultät an der Johannes Kepler Universität in Linz war die erste Sprosse der Karriereleiter von dem in Hohenems in Vorarlberg geborenen Hans Jörg Schelling. Er studierte am Institut für Handel, Absatz und Marketing bei Professor Ernst Kulhavy und blieb auch nach seiner Doktorarbeit als Lektor am Institut. Dann wechselte er in die Privatwirtschaft und auch hier war Oberösterreich eine wichtige Station seiner Karriere.
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Berufliche Karriere begann bei Kika-Leiner
Schelling war in der Geschäftsleitung im Möbelhaus Kika-Leiner. Nach einem Streit mit dem Vorstandsvorsitzenden wechselte er 1992 zu Konkurrent XXXLutz. 13 Jahre saß er im Chefsessel in Wels, heute ist er im Aufsichtsrat. 2003 machte er die XXXLutz-Gruppe mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro zum größten Möbelhaus Österreichs. 2009 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von zwei Milliarden Euro und wurde hinter Ikea zum zweitgrößten Möbelhaus der Welt. Schelling stieg aus und verkaufte seine Anteile.
Zweitwohnsitz am Attersee
Schelling ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er hat einen Zweitwohnsitz am Attersee und ein Weingut gepachtet. Geld verdient er aber auch noch als selbstständiger Unternehmensberater in Sankt Pölten. Während seiner Managertätigkeit auch Aufsichtsrat von Palmers (bis 2003), der Telekom Austria (bis 2007) und der Österreichischen Post AG (bis 2007). Von 2007 bis 2008 war er Abgeordneter der ÖVP im Nationalrat. Vizepräsident der Wirtschaftkammer. Von 1.5. bis 16. 12. 2008 AUVA-Obmann, seit 21.1. 2000 Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger.
Gilt als sehr reformfreudig
Derzeit ist Schelling auch Vizepräsident der österreichischen Wirtschaftskammer und Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger - zuletzt war er immer wieder in der Debatte um Gratis-Zahnspangen in den Medien. Schelling gilt als sehr reformfreudig. Er war nicht nur für die Wirtschaftskammerreform federführend verantwortlich, sondern auch für jene der Krankenkassen.
Ob er diese Eigenschaft auch als Finanzminister umsetzen kann, das soll nun in Kürze entschieden werden. Er selbst wollte dazu noch keine Stellungnahme abgeben, sondern gab am Rande einer Pressekonferenz an, von der Favoritenrolle erst aus den Medien erfahren zu haben.
Schon einmal als Finanzminister im Gespräch
Bereits nach der letzten Nationalratswahl vor knapp einem Jahr war Schelling als Finanzminister im Gespräch, jetzt dürfte er den Sprung geschafft haben. Damals hatte die ÖVP bereits auf sein Verhandlungsgeschick gesetzt und ihn in den Koalitionsverhandlungen für die Partei die Bereiche Finanzen und Pensionen verhandeln lassen.
Sein Fachwissen im Bankwesen als Aufsichtsrats-Vorsitzender der Problembank ÖVAG (Volksbanken AG) würde in seiner neuen Funktion als Finanzminister künftig wohl auch gefragt sein. Schelling hat sich zum Ziel gesetzt, die ÖVAG zu sanieren und schreckt dabei auch vor gewisser Härte nicht zurück. Er kündigte eine lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit an und bei Verfehlungen die entsprechenden Personen zur Verantwortung zu ziehen.
ÖVP-Bundesparteivorstand am Sonntag in Linz
Und die ÖVP wird ihr Personalpaket am kommenden Sonntag in Linz besiegeln. Wie eine Sprecherin der Austria Presse Agentur mitgeteilt hat, wird um 14.00 Uhr in der oberösterreichischen Landesparteizentrale ein Bundesparteivorstand stattfinden. Auf der Tagesordnung steht ein Bericht von Parteiobmann und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, ein Punkt „Personalia“ sowie „Allfälliges“.