Voest denkt über Abwanderung nach

Die voestalpine investiert in den USA 550 Millionen Euro. Kommenden Mittwoch ist in Texas Spatenstich für eine sogenannte Direkt-Reduktionsanlage. Voest-Chef Wolfgang Eder kritisiert aus diesem Anlass erneut die Industriepolitik Europas als verfehlt - und warnt vor teilweisem Aus für den Standort Linz.

Die Direktreduktionsanlage wird im US-Bundesstaat Georgia ist in der Nähe von Corpus Christi in Texas gebaut. Die Anlage dient zur Herstellung von hochreinem Eisen als Vormaterial für die Stahlerzeugung. 160 Menschen werden beschäftigt. Von Georgia aus sollen auch viele europäische Autohersteller beliefert werden. Die voestalpine reagiere damit auf die hohen Energiekosten in Europa, erklärte Eder und stellte einmal mehr den Standort Linz in Frage.

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Die voestalpine müsse 2019/2020 die Entscheidungen für den Standort Linz treffen, sagte Eder im Interview mit ORF-Redakteur Michael Csoklich. Und wenn sich bis dahin die langfristigen Rahmenbedingungen nicht eindeutig zum Besseren wenden, wenn sich nicht abzeichne, dass Europa eine Trendwende in Richtung einer wieder zunehmenden Konkurrenzfähigkeit Europas vollziehe, würde der Voest nichts anderes übrigbleiben, als zumindest Teile der Produktion aus Europa weg zu verlagern, so Eder.

Internationalisierungsstrategie

Aus dem Unternehmen heißt es weiters, dass der Konzern insgesamt eine Internationalisierungsstrategie fahre - nicht nur in die USA, sondern auch nach Asien, „denn dort sind die Wachstumsmärkte“. Bis 2020 sollen 15 neue Werke gebaut werden.

In den USA habe die voestalpine in Corpus Christi so viel Grund angeschafft, dass - vorerst - 75 Prozent frei blieben, erklärte ein voestalpine-Sprecher. Dort liege ein Hochseehafen, es gebe jede Menge Infrastruktur, man werde mit offenen Armen empfangen, die Rahmenbedingungen passten eben. Das Gas - in diesem Fall Schiefergas - liege in Texas „vor der Haustüre“.

OMV-Chef Roiss versteht voestalpine

Seit fast genau drei Jahren leitet der gebürtige Linzer Gerhard Roiss die OMV. Er sagt im Gespräch mit ORF-Redakteur Volker Obermayr - auch vor dem Hintergrund der Kritik des Voest-Chefs - über die Schwachpunkte des heimischen Industrie- Standortes in puncto Energie: „Ich glaube, es ist nicht zu spät“.

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Verlässlichkeit Österreichs in Gefahr

Man habe gesehen, dass die ersten Energieintensiven Industrien sich Richtung Amerika bewegen. Amerika ist, was die Wirtschaft betrifft, in einer sehr dynamischen Entwicklung, Amerika habe das klare Ziel der Reindustrialisierung. Europa habe sich das Ziel gesetzt, einen Industrieanteil von 20 Prozent des Bruttosozialprodukts zu haben. Österreich liege bei 19, Deutschland bei 23 Prozent. Die OMV habe für Österreich ein Investitionsprogramm mit 400 Millionen in den nächsten beiden Jahren.

Allerdings wenn die EU mit rückwirkenden Steuerprogrammen komme, dann sei das eben kontraproduktiv. Dadurch sei die Verlässlichkeit, die sich Österreich über viele Jahre erworben habe, gefährdet. Dazu komme die Steuererhöhung der „alten“ Felder (Energien, Anm.) in Österreich wie z.B. bei Gas; und das vor dem Hintergrund der Ukrainekrise - das sei für ihn und für die Investoren in aller Welt, unverständlich.

Zur Frage einer Verlegung der OMV-Zentrale von Wien ins Ausland, gab sich Roiss deutlich zurückhaltender (der Staat hält an der OMV 31,5 Prozent). Das Herz das Unternehmens schlage in Österreich, meinte er.

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