Kinderporno: Goiserer erneut unter Verdacht

Mehr als 15 Jahre nach dem Prozess um einen Kindermissbrauchsring in Bad Goisern in Oberösterreich ist der Haupttäter offenbar wieder einschlägig straffällig geworden. Die Staatsanwaltschaft sicherte Tausende Fotos und auch Videos.

Zu fünf Jahren Haft ist der Haupttäter damals, Ende der 90er Jahre, verurteilt worden. Nach seiner Haftentlassung hat er immer wieder Zeugenaussagen und Nacktfotos von früheren Opfern ins Internet gestellt. Wohl aus Rache, weil sie gegen ihn ausgesagt haben.

Bereits vor zwei Jahren hat die Staatsanwaltschaft deshalb wieder in Bad Goisern (Bezirk Gmunden) ermittelt. Aber erst als der Mann damals gegenüber dem ORF Radio Ö1 zugibt, dass er hinter der Aktion steckt, kamen die Ermittlungen wirklich ins Rollen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden vier Computer beschlagnahmt.

2.000 pornografische Bilder und über 100 Videos

Laut Staatsanwaltschaft stellte sich heraus, dass der 68-Jährige auch Tausende Fotos von schweren Missbrauchshandlungen besessen und via Internet getauscht haben dürfte. Christian Hubmer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, sagte zum aktuellen Strafantrag, dass es um über 2.000 pornografische Bilder und mehr als 100 Videos gehe, die sichergestellt wurden.

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Verdächtiger glaubt nicht an Anklage

Er könne nicht glauben, dass er nun angeklagt wird, sagt der 68-Jährige Beschuldigte gegenüber Ö1. Er habe keine Kinderpornos besessen und wenn, dann hätte ihn die Staatsanwaltschaft wohl schon vor eineinhalb Jahren in U-Haft genommen, meint er. Tatsächlich dürfte bald klar gewesen sein, dass Kinderpornos entdeckt wurden.

Polizei hat zu wenige IT-Experten

Aber die enormen Datenmengen sind fast ein Jahr lang nicht detailliert ausgewertet worden. Der Grund sei der Mangel an IT-Experten bei der Polizei, sagt Hubmer, weil in allen strafrechtlich relevanten Bereichen immer mehr elektronische Datenträger wie Festplatten, Laptops, Handys, Sticks auszuwerten seien.

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22 Experten in Ausbildung

Derzeit hat die Polizei OÖ zwölf Spezialisten, die IT-Daten auswerten können. Weitere 22 Experten in Ausbildung - für die Arbeit in den Bezirken.

Zweiter Täter ebenfalls wieder in Haft

Ein zweiter Täter aus dem in den 90er-Jahren verurteilten Missbrauchsring ist 2012 neuerlich zu vier Jahren Haft verurteilt worden - wegen schweren sexuellen Missbrauchs an drei Buben im Raum Wels. Dem Haupttäter von einst drohen nun drei Jahre Haft.

Opferanwalt: „Opfer wurden nochmals missbraucht“

Der Anwalt der Opfer, Gerald Gansger, sagte gegenüber dem ORF: „Ich denke, dass in der Hauptverhandlung auch sicher zur Sprache kommen wird, wie diese Opfer darunter gelitten haben. Diese Opfer wurden noch einmal durch diese Veröffentlichungen im Internet und durch diese unfassbaren Interviews und Äußerungen missbraucht, die der Angeklagte über die Opfer gegeben hat. Dabei hat er sie mehrmals verhöhnt. Man muss sich vorstellen, was es für die Opfer bedeutet, die mühsam versuchen, diesen furchtbaren Missbrauch zu bewältigen, dann nochmal auf diese Art und Weise missbraucht zu werden. Da kommt es zu Flashbacks, zu Re-Traumatisierungen und schwersten psychischen Beeinträchtigungen.“