Immer weniger Hausärzte

Wenn nicht bald etwas geschieht, könnte es bald keine Hausärzte mehr geben. Mit dieser Warnung ist heute die oberösterreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (OBGAM) an die Öffentlichkeit getreten. Immer weniger Jungärzte wollen Praktiker werden.

Das Bild, das die Vertreter der praktischen Ärzte zeichnen, ist alles andere als erfreulich. Gut 700 praktische Ärzte mit Kassenvertrag gebe es derzeit in Oberösterreich. In den nächsten zehn Jahren gehen allerdings 40 bis 50 Prozent davon in Pension. Und schon derzeit sei es schwierig, ausreichend Nachwuchs zu finden, beklagt Wolfgang Hockl, Präsident der oberösterreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

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Die Ursachen für die negative Entwicklung bei den Hausärzten sind vielfältig. So habe etwa die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahrzehnte dazu geführt, dass es keine klare Trennung der Zuständigkeiten von Hausärzten, Fachärzten und Spitalsambulanzen gebe. So würden etwa die Ambulanzen oft mit Problemen konfrontiert, die eigentlich Zuständigkeit der Hausärzte wären.

Praktische Ausbildung zu kurz

Außerdem komme im Medizinstudium die praktische Arbeit eines Allgemeinmediziners viel zu kurz, beklagt Christoph Kiblböck aus Altenberg bei Linz und empfiehlt eine Orientierung an Gesundheitssystemen anderer Länder:

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Arztpraxis

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Allgemeinmediziner wünschen sich Gruppenpraxen

Zusätzlich zu dieser Forderung möchten die Allgemeinmediziner auch die Einführung von Gruppenpraxen zur wohnortnahen Gesundheitsversorgung erreichen. Dort könnten sich mehrere angestellte praktische Ärzte die Arbeit aufteilen.

Dadurch könnten auch die Nachtdienste aufgeteilt werden, und Ärzte oder Arztinnen, die das Risiko einer eigenen Praxis noch scheuen oder nur Teilzeit arbeiten wollen könnten dennoch als Hausärzte arbeiten. Außerdem könnte so ein Zentrum auch Zusatzleistungen wie etwa Physiotherapie, Pflegeberatung und psychologische Hilfe anbieten. Dazu sei jetzt aber die Politik gefordert, um den Betrieb solcher Praxen gesetzlich überhaupt möglich zu machen.

Unterstützung der Grünen

Gesundheitssprecherin Ulrike Schwarz (Die Grünen) sagt, sie unterstützte die Forderungen der Allgemeinmediziner. Die wohnortnahe Grundversorgung durch Gemeinschaftspraxen sei eine langjährige grüne Forderung. Genauso wie das Lehrpraktikum für angehende Allgemeinmediziner, für deren Finanzierung Bund, Land und Gebietskrankenkasse jetzt endlich die Verantwortung übernehmen müssten.