Raubkunst: „Keine Relevanz für Linz“

Die Stadt Linz sieht keinen Zusammenhang mit den in der Wohnung eines Münchners entdeckten etwa 1.500 bisher verschollenen Gemälden. Der Vater des Mannes ist mit dem Gründer der Linzer Neuen Galerie (heute Lentos, Anm.) verwandt.

Mit ihm habe aber keine Geschäftsbeziehung bestanden, stellte der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber am Montag fest - „nach heutigem Wissensstand“, schränkte er ein.

Picasso, Matisse, Chagall, Nolde, Beckmann

Bei den von den deutschen Zollfahndern beschlagnahmten Bildern handelt es sich unter anderem um Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Marc Chagall, Emil Nolde, Franz Marc, Max Beckmann und Max Liebermann. Die Nationalsozialisten sollen sie von jüdischen Sammlern geraubt oder als „entartete Kunst“ konfisziert haben. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ habe der Vater des 80-Jährigen, der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, die Gemälde in den 1930er und 1940er Jahren aufgekauft und später erklärt, sie seien im Bombenhagel während des Krieges zerstört worden.

Wolfgang Gurlitt gründete Neue Galerie

Die Verbindung nach Oberösterreich: Der Cousin des Kunsthändlers ist Wolfgang Gurlitt (1888 bis 1965), der in Linz nach dem Krieg mit seiner teils in der NS-Zeit zusammengetragenen Sammlung die Neue Galerie der Stadt gründete. Laut Stieber hat der Fund in Deutschland für Linz „aller Voraussicht nach keine große Relevanz“. Denn es habe nur eine verwandtschaftliche, aber keine Geschäftsbeziehung bestanden.

Einige Bilder wurden restituiert

Die Sammlung von Wolfgang Gurlitt sei 1953 angekauft worden. Manche Bilder seien aus späterer Sicht von zweifelhafter Herkunft gewesen, deshalb habe man seit längerem Nachforschungen betrieben und auch einige Bilder an ihre rechtmäßigen Eigentümer restituiert. Die Provenienzforschung im Lentos sei inzwischen abgeschlossen. Aktuell seien noch drei Bilder bei der Kunstrückgabekommission.

„Bestand Wolfgang Gurlitt komplett vorhanden“

Auch in die andere Richtung sieht Stieber keinen Zusammenhang mit München. Denn der Bestand Wolfgang Gurlitt sei komplett vorhanden, es würden keine Bilder fehlen. Er glaubt auch nicht, dass sich die drei Klimt- und Schiele-Bilder, die 1951 von einer Leihgeberin an das Museum übergeben wurden und verschwunden sind, unter den in München sichergestellten Werken befinden. Trotzdem werde Linz eine Eingabe bei den zuständigen Stellen in Deutschland mit dem Ersuchen um Überprüfung machen, sagte Stieber am Montag gegenüber dem ORF Oberösterreich:

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Die Erben der Leihgeberin haben für zwei Bilder eine Forderung in Millionenhöhe eingeklagt. Der Oberste Gerichtshof gab ihnen inhaltlich recht, ein Gutachter muss noch den Wert bestimmen. Für ein viertes Bild wurden bereits früher 100.000 Euro zugesprochen.

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