Swap: Warnung erreichte Finanzdirektor nicht

Im Prozess um brisante Swap-Geschäfte der Stadt Linz hat am Montag eine Zeugin ausgesagt, dass der damalige Finanzdirektor Werner Penn ausdrücklich auf das besondere Risiko des zweiten derartigen Deals im Februar 2007 hätte hingewiesen werden sollen.

Die damalige BAWAG-Gebietsbetreuerin für Oberösterreich, Iris S., bestätigte eine entsprechende Gesprächsnotiz vom 22. Jänner 2007 bei ihrer Aussage am Montag. Beim Zivilprozess der Stadt Linz gegen die BAWAG und umgekehrt geht es wegen eines durch die Finanzkrise in Schieflage geratenes derivatives Finanzgeschäft um einen Streitwert von inzwischen rund 500 Mio. Euro.

„Swap I ‚in die andere Richtung‘ gegangen“

„Mag. Penn auf folgendes hinweisen: Sollte EURCHF (Anm.: Währungskurs Euro zu Schweizer Franken) gegen ihn laufen, so wird sowohl seine CHF-Finanzierung negativ bewertet als auch die Optionen aus dem Resettable (somit Doppelrisiko)“, heißt es in der von Richter Andreas Pablik vorgehaltenen Gesprächsnotiz vom Jänner 2007, knapp vor Abschluss des Swap-Geschäfts im Februar 2007.

Diese Notiz stamme möglicherweise von ihr, sagte Frau S. heute aus. Diesen Hinweis habe sie auch deshalb festgehalten, weil der erste mit der Stadt Linz kurz zuvor abgeschlossene und vorzeitig von der Stadt mit einem Gewinn (Anm.: 881.000 Euro) beendete Swap I „in die andere Richtung“ gegangen sei.

„Marktübliches“ Finanzgeschäft

Insgesamt sei für sie der Swap 4175 ein „marktübliches“ Finanzgeschäft gewesen, andere Banken hätten ähnliche Produkte angeboten. Penn habe auch ein Konkurrenzangebot eingeholt. Penn habe ausdrücklich dieselbe Struktur wie beim Swap I gewollt, nur jetzt für die 195 Mio. Schweizer Franken-Anleihe. Der Wunsch zu diesem Geschäft sei von ihm gekommen, so weit sie sich erinnern könnte. Auch den „Strike“-Preis von 1,54 habe Penn gewählt, nachdem er verschiedene Varianten durchgerechnet hatte.

Dass das Konkurrenzprodukt der Bank Austria mit 0,398 Prozent einen deutlich höheren Fixzins als die BAWAG mit 0,065 Prozent angeboten hatte, überrasche sie eigentlich nicht, weil es bei der Gestaltung dieser Produkte viele Freiräume gebe. Die Bank Austria und andere Banken seien viel tiefer im Kommunalgeschäft drinnen gewesen als die BAWAG.

„Penn wollte dieses Produkt haben“

S. bekräftigte ihre bereits vor der Linzer Staatsanwaltschaft getätigt Aussage, wonach Penn dieses Produkt haben wollte. Er habe gewusst, dass es ein spekulatives Produkt sei und es sich auch angesehen. Deshalb habe sie ihm das auch angeboten. Ihrer Meinung nach hätte er es wahrscheinlich bei einer anderen Bank abgeschlossen, wie er auch andere spekulative Produkte bei anderen Banken abgeschlossen habe. Nicht in jeder Gemeinde befinde sich ein Finanzdirektor, der sich so intensiv mit der Währungsentwicklung und diesen Produkten beschäftige.

„Zinsrisiko mit Währungsrisiko getauscht“

Penn wollte zur Absicherung vor allem keine Prämien zahlen. Es sei ihm bewusst gewesen, dass er mit dem Swap 4175 ein Risiko (Zinsrisiko) mit einem anderen Risiko (Währungsrisiko) tausche. Hinsichtlich seiner Meinung zur möglichen Währungsentwicklung des Schweizer Franken habe sie ihm gesagt, „dass seine Einschätzung auch nicht stimmen kann, weil man nie genau weiß, wohin sich der Wechselkurs bewegt“, bestätigte Frau S. eine frühere Aussage. „Ja, das habe ich so gesagt.“ Wohl weil sie damals noch nicht so lange im Treasurygeschäft gewesen sei, habe sie ihn nicht so beeinflussen können, dass er seine Meinung geändert hätte.

Penn habe seine Meinung auf der historischen Frankenkurs-Entwicklung aufgebaut, wobei die Ereignisse um 9/11 einen Ausnahmezustand dargestellt hätten. „Er hat sich nicht vorstellen können, dass es noch schlimmer gehen könnte, dass es einen noch schlimmeren Event geben könnte“, so S.. Einen Schweizer Franken bei 1,20 - verursacht durch die Finanzkrise - habe sich keiner vorstellen können. Auch sie habe das damals für relativ unwahrscheinlich gehalten.

Bedarf an „Optimierung“

Aus den ersten Gesprächen mit Penn habe sich ein Bedarf an „Optimierung“ im Bereich der Finanzierung ergeben, eine Minimierung bzw. Optimierung der Zinslast, so S. Sie habe damals sehr wohl den Eindruck gehabt, er wisse, worüber er sprach. Sein Hauptziel war es, seine Zinslast der Frankenanleihe zu vergünstigen. Dazu wären unterschiedliche Produkte geeignet gewesen.

Das erste Mal einen Aufschrei wegen der negativen Marktwerte des Swaps habe es gegen Jahresende 2007 gegeben, als Penn meinte, die Bewertungen der BAWAG stimmten nicht mit seinen von ihm berechneten überein. Damals sei eine Besprechung einberufen worden, wo noch mal genau die Bewertung dargestellt worden sei.

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