Mozarts Zauberflöte als Computerspiel

Mit einer vom Publikum bejubelten Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat das Landestheater Linz am Samstag im neuen Linzer Musiktheater am Volksgarten die Saison eröffnet. Sehens- und hörenswert sagen Kritiker.

Optisch nützten der japanische Regisseur Amon Miyamoto und sein „Video“-Mann Bartek Macias erstmals die technischen Möglichkeiten des neuen Opernhauses in einem Ausmaß, wie man sie hierzulande noch nie erlebt hat. Auf den von Boris Kudlicka entworfenen Bühnenwänden entfachten die beiden ein wahres Feuerwerk an Video- und Computeranimation. Schikaneders und Mozarts Meisterwerk bot dazu ja reichlich Stoff.

Szenen aus der Zauberflöte, Linzer Musiktheater

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Computerspiel als Rahmen

Ein Computerspiel bildet auch die Klammer für die Oper: der Opa schenkt seinen drei Enkelkindern ein Computerspiel, mit dem schließlich alle als Akteure in die folgende „Zauberflöte“ einbezogen werden. Der Opa wird zu Sarastros Sprecher, die Kinder die drei Knaben, die Eltern zu Tamino und Pamina. Diese Einleitung während der Ouvertüre, samt Nachspiel während des Schlusschores, hätte man sich freilich sparen können, noch dazu mit dieser übertrieben-drastischen Darbietung. Ansonsten jedoch hat Regisseur Miyamoto, vor allem im ersten Akt, für erfreuliche Abläufe und gute Personenführung gesorgt. Erkennbare Bezüge zu japanischer Tradition nehmen die von Masatomo Ota entworfenen aufwändigen Kostüme - etwa der „Königin“ und in Sarastros Welt. Sie vertragen sich dennoch gut mit dem heutigen Outfit der übrigen Partien.

Tamino und Papageno im Rotlichtmilieu

Eine leichte textliche Überarbeitung hat der Aufführung gut getan. Dass sich Tamino und auch Papageno zu Beginn der Handlung sichtlich im Rotlichtmilieu herumtreiben – aus dem dann auch die drei Damen und die nächtliche Königin zu kommen scheinen, konnte man hinnehmen. Gesungen und agiert wird über weite Strecken hervorragend. Martin Achrainer weiß die beim Publikum immer gut ankommende Partie des Papageno voll zu nützen, und er singt auch prächtig.

Szenen aus der Zauberflöte, Linzer Musiktheater

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Mari Moriya ist eine „Königin der Nacht“, die auch internationalen Opernhäusern alle Ehre machen würde – einfach sensationell. Iurie Ciobanu (Prinz Tamino) ist zwar nicht gerade das, was man einen „Mozart-Tenor“ nennen würde, dafür füllte er den großen Raum kraftvoll und metallischgefärbt. Myung Jon Lee war eine berührende Pamina. Würdevoll in Bewegung und Stimme Dominik Nekel als Sarastro, quicklebendig in beiden Anforderungen Matthäus Schmidlechner als Monostatos, eine Freude schließlich auch die drei Knaben aus den Reihen der St. Florianer Sängerknaben. Solide und verlässlich das übrige Ensemble und der Chor.

Szenen aus der Zauberflöte, Linzer Musiktheater, Bartek Macias, Dennis Russell Davies, Amon Miyamoto

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Publikum jubelte

Dennis Russell Davies zog am Pult des Bruckner Orchesters Linz die musikalischen Fäden, in der Ouvertüre mit ungewöhnlich gedehnten Tempi, die er auch bei den meisten Arien bevorzugte. Insgesamt jedoch konnte man auch mit der musikalischen Seite des langen Abends zufrieden sein. Schlussendlich dann Applaus und Jubel des Publikums in selten gehörtem Ausmaß. Diese Linzer „Zauberflöte“ wird 2015 vom Bunka Kaikan Theater in Tokyo übernommen. Dort wird auch Dennis Russell Davies die musikalische Leitung übernehmen.

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