Radlerparadies Gent als Vorbild

Das Land Oberösterreich will das Radfahren forcieren und vor allem im Großraum Linz mehr Autofahrer zum Umstieg auf das Fahrrad bewegen. Als Vorbilder gelten fahrradfreundliche Städte in Dänemark, den Niederlanden oder in Belgien.

Der Anteil des Radverkehrs beträgt in Oberösterreich derzeit etwa sieben Prozent. In anderen Ländern ist er bedeutend höher, daher gelten fahrradfreundliche Städte in Dänemark, den Niederlanden oder in Belgien als Vorbilder. Die Landesräte Franz Hiesl und Reinhold Entholzer haben dieser Tage mit einer Delegation Gent, die Fahrradhauptstadt Belgiens, besucht. Das Ziel war, neue Konzepte für die urbane Mobilität der Zukunft zu sehen.

Mehr Menschen auf das Fahrrad bringen

In Oberösterreich, speziell im Großraum Linz soll der Anteil des Radverkehrs gesteigert werden, der derzeit bei etwa sechs bis sieben Prozent liegt. In Gent strampeln täglich 22 Prozent der knapp 250.000 Einwohner mit ihren Drahteseln durch die Gegend. Ob zur Arbeit, ins Kino oder zur Uni. Im Jahr 2000 waren es noch 14 Prozent.

Hauptbahnhof Sint Pieters in Gent

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Das Stadtzentrum ist zum großen Teil autofrei. Gent punktet unter anderem mit gut ausgebauten, gut gekennzeichneten Radspuren, einem 300 Kilometer langen Radwegenetz, vielen Tempo 30-Zonen, großen Abstellflächen und Leihrädern an vielen Ecken. Am Hauptbahnhof Sint Pieters zum Beispiel werden täglich bis zu 15.000 Fahrräder abgestellt. Zum einen direkt vor dem Bahnhof, zum anderen in überdachten Parkdecks, die weiter ausgebaut werden.

Errichtung von Bike&Ride Anlagen

Ein Modell, das auch hierzulande Schule machen könnte, meint Verkehrslandesrat Reinhold Entholzer (SPÖ). Es müsste aber erst einmal eine Möglichkeit geschaffen werden, die Räder ordentlich abstellen zu können. Entholzer denkt dabei an die Errichtung von Bike&Ride Anlagen. Auch in den Ausbau der Fahrradspuren soll weiter investiert werden, damit sich mehr Radfahrer sicher auf den Straßen fühlen.

Reinhold Entholzer und Franz Hiesl auf Fahrradabstellplatz

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Laut Verkehrsexperten wird sich das Modell Gent aber nicht eins zu eins übertragen lassen. Straßenbaulandesrat Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl (ÖVP) meint, dass die Bewusstseinsbildung im Kopf beginne: „Daher starten wir jetzt in Oberösterreich auch mit einer Bewusstseinskampagne, die deutlich machen soll, dass sehr viele Autofahrten kürzer als fünf Kilometer sind und dass man mit dem Fahrrad gesund und vor allem auch schnell unterwegs sein kann.“

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Gent investiert jährlich etwa 1,5 Millionen Euro in den Fahrradverkehr. Seit Mitte der 1990er Jahre setzen die Stadtpolitiker verstärkt auf das Fahrrad. Filip Watteeuw, der Stadtrat für Mobilität verrät das Erfolgsrezept: „Unser Erfolgsrezept ist, dass wir in Gent eine sehr entspannte Atmosphäre geschaffen haben. Wir vermitteln, dass Radfahren eine gute Sache ist, und wir haben viel in die Infrastruktur investiert. Man muss sich entscheiden. Man kann nicht sagen: wir wollen eine Radstadt und eine Autostadt sein. Das geht nicht.“

Gute Chancen für den Großraum Linz

Nach dem Lokalaugenschein in Gent sind die Verkehrsexperten des Landes überzeugt, dass der Großraum Linz gute Chancen hat, mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen. Voraussetzung ist allerdings der Ausbau der Infrastruktur und ein besseres Miteinander im Straßenverkehr.

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