Medizin-Uni: Minister Töchterle zweifelt

Bei dem Treffen von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in Wien kamen Zweifel von Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle (ÖVP). Eine Medizin-Fakultät in Linz müsse strategisch geplant werden, so Töchterle.

Der Wissenschaftsminister ist scheinbar der einzige, der bezüglich einer Medizin-Fakultät in Linz auf der Bremse steht. Laut Töchterle sei das Hauptmotiv für die Einrichtung die Behebung einer Ärztemangels in Oberösterreich gewesen: „Wir müssen das Fass, in das wir die Ärzte hineinschütten, abdichten. Sonst rinnen die Ärzte weiter ins Ausland ab.“ Außerdem sei eine neue Medizin-Fakultät auch eine Frage der strategischen Planung des österreichischen Hochschulraums: „Daher muss das auch in der Hochschulkonferenz diskutiert werden.“ Außerdem müssten die Medizin-Unis eingebunden werden.

„Keimlinge gesetzt“

Töchterle will daher Gespräche mit den drei Bundesländern führen, in denen es derzeit Medizin-Unis gibt (Tirol, Steiermark und Wien). Hier soll laut Töchterle der klinische Mehraufwand geklärt werden. Eine Vorleistung für eine Medizin-Fakultät habe man dagegen bereits erbracht: Im Zuge der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen neuen Leistungsvereinbarungen seien an der Uni Linz bereits „Keimlinge gesetzt“ worden - nämlich zusätzliche Professuren in Gesundheitsökonomie und Medizininformatik sowie die Einrichtung eines Bachelorstudiums Bioinformatik und eines Aufbaustudium Medizin- und Bioethik.

Landeshauptmann Josef Pühringer in Wien

APA/HERBERT NEUBAUER

Nächster Schritt Arbeitsgruppe

Eine Arbeitsgruppe, in der die Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP), Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) und Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle (ÖVP) mit Vertretern des Landes und der Stadt sitzen sollen, sei der logische nächste Schritt, hieß es. Eine erste Sitzung soll es schon im Mai geben.

Am Ende dieser Arbeitsgruppe soll dann eine „15a-Vereinbarung“ zwischen Bund und Land über die Finanzierung der Fakultät stehen, also eine Regelung, wer wie viel bezahlt, wenn eine Medizin-Uni beschlossen wurde. Auf einen genauen Zeithorizont wollten sich weder Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) noch Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) festlegen. Pühringer ging aber davon aus, dass man das Kapitel vor den Wahlen abschließen werde.

Bundeskanzler Werner Faymann

APA/HERBERT NEUBAUER

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sieht hingegen das Projekt „auf Schiene“ und sendet damit positive Signale. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) hatte sich ein solches vom Treffen in Wien erwartet. Zuletzt hatte der Wissenschaftsbeirat den Sinn einer Medizin-Uni in Linz angezweifelt und kritisiert, dass die Kosten zu niedrig angesetzt seien. Wie hoch sie tatsächlich seien, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Industriellenvereinigung warnt vor Entscheidung

Vor dem Treffen warnte die Industriellenvereinigung (IV) am Dienstagvormittag vor einer überhasteten Entscheidung. Nach wie vor herrsche ein „eklatanter Mangel an qualifiziertem Personal in den Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion, Forschung und Entwicklung“, konstatierte IV-Präsident Georg Kapsch.

Daher müsse vor allem der naturwissenschaftlich-technischen Bereich gefördert werden. „Gerade in Oberösterreich, als einem der stärksten Industrieländer, entsprechen diese Bereiche, im Vergleich zu anderen Bundesländern, keineswegs den geforderten Ansprüchen.“

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