Linzer Musiktheater ist eröffnet

Kurz vor 20.00 Uhr hat Bundespräsident Heinz Fischer am Donnerstag das Linzer Musiktheater eröffnet. An dem Festakt nahmen mehr als 200 Mitarbeiter und Ensemblemitglieder des neuen Hauses sowie 1.700 geladene Gäste teil.

Die feierliche Eröffnung fand im großen Saal des neuen Musiktheaters vor rund 1.700 geladenen Gästen statt, an der Spitze Bundespräsident Heinz Fischer. Aber auch vor dem Haus versammelten sich hunderte Schaulustige, die die Ereignisse im Festsaal auch vom Volksgarten aus verfolgen konnten.

Vergleich mit Wiener Staatsoper

Bundespräsident Heinz Fischer machte am Beginn seiner Rede einen geschichtlichen Rückblick und zog einen Vergleich: „Wer die Baugeschichte der Wiener Staatsoper kennt, weiß, dass von ungeteilter Zustimmung zu diesem Bauvorhaben – und das ist nur ein Beispiel von vielen – zunächst keine Rede sein konnte. Und dennoch ist wie Wiener Staatsoper heute ein großartiges, international anerkanntes Opernhaus. Sie ist ein Gebäude von unschätzbarem Wert für Österreich, für Wien und die Kunst. Das wünsche ich auch diesem wunderbaren Haus und ich denke, das ist eine Prophezeiung, in der gar nicht so viel Risiko steckt.“

Theater im Theater

Auf der Bühne waren während der Eröffnung mehr als 200 Mitwirkende aus dem Ensemble des Musiktheaters, dem Brucknerorchester und mehreren Chören unter dem Motto „Theater im Theater“.

Bilder von der Eröffnung des Linzer Musiktheaters

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Dennis Russell Davies auf der großen Bühne des Musiktheaters

Ausschnitte aus dem künftigen Spielplan des neuen Hauses mit den Schwerpunkten Operette, Musical, Oper und Ballett wurden aufgeführt. Zum einen präsentierte man im Ablauf erstmals die technischen Möglichkeiten des neuen Theaterraums, die von einander gegenläufigen Drehbühnen, variabler Prospektverschiebung bis hin zu einer Vielzahl von Schiebebühnen reicht.

Eröffnung des Linzer Musiktheaters

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Andererseits wurde das Event auch genutzt, um die verschiedenen Sparten des Landestheaters vorzustellen, die sich künftig im neuen Haus einträchtig die Klinke in die Hand geben sollen. Das Ballett tanzte Prokofjew, das Schauspielensemble gab einen Hymnus von Thomas Arzt zum Besten und die Sänger spannten einen Bogen von Rossini zu Franz Lehar.

Musikalischer Stargast des Abends war der aus Polen stammende Tenor Piotr Beczala, der am Linzer Landestheater seine internationale Karriere begonnen hatte. Am Ende der Eröffnungsfeier waren alle Ensemblemitglieder des neuen Linzer Musiktheaters auf der Bühne versammelt.

Finale beim der Eröffnung des Linzer Musiktheaters

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Das große Finale der Eröffnungsfeier

Großer Tag für Oberösterreich

Im Publikum fand sich viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Schon eine Stunde vor dem Beginn des Festaktes traf nach und nach die Prominenz ein. Die Spitzen des Landes betonten, dass der Eröffnungstag ein großer Tag für Oberösterreich war.

Bilder von der Eröffnung des Linzer Musiktheaters

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Das neue Haus war bis auf den lezten Platz gefüllt

Haus aller Oberösterreicher

Landeshauptmann Josef Pühringer wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass für das Kulturland Oberösterreich eine neue Zeitrechnung beginne und die Musik eine zeitgemäße Bühne bekomme. Das erste Dankeschön gelte aber den Steuerzahlern sagte Pühringer. Es sei das Haus aller Oberösterreicher. Die eingesetzten Gelder werden mit Zinsen zurückkommen, reagierte der Landeshauptmann auch beim Festakt auf die Kritik, die immer wieder am neuen Musiktheaterprojekt geäußert wurde und wird.

Der Intendant des Landestheaters Rainer Mennicken (Mitte) hält den von Landeshauptmann Josef Pühringer (rechts) überreichten symbolischen Schlüssel des Musiktheaters

APA/Bundesheer/Peter Lechner

Der Intendant des Landestheaters Rainer Mennicken (Mitte) hält den von Landeshauptmann Josef Pühringer (rechts) überreichten symbolischen Schlüssel des Musiktheaters

Jahrhundertbau

Bürgermeister Franz Dobusch ergänzte, für Oberösterreich und Linz werde ein Traum verwirklicht, mit dem Jahrhundertbau werde das Kulturgeschehen und damit die Zukunft von Linz entscheidend geprägt. Linz zähle nun zur ersten Liga europäischer Kulturstädte. Entscheidend dafür sei laut Dobusch auch, dass das offene und kreative Klima in Linz dauerhaft erhalten bleibt und weiterentwickelt werde.

Pühringer: „Glücklicher Landeshauptmann“

Schon vor der Eröffnung bezeichnete sich Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als „glücklichen Landeshauptmann, überglücklichen Kulturreferenten und entspannten Finanzreferenten“. Der gelungene Tag sei ein Beweis dafür, dass solche Projekte in „politischer Breite“ noch möglich sind und „am Ende des Tages nicht der Populismus Sieger ist“.

Ackerl: „Froh, dass es dieses Haus gibt“

Landeshauptmannstellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) bezeichnete sich als „froh, dass es dieses Haus gibt“, sonst wäre der Genuss von Verdi-Opern und Opern russischer Komponisten, „die große Bühnen brauchen“, in Linz nicht möglich gewesen.

Anschober: „Wichtiges, kulturpolitisches Leitprojekt“

Als „wichtiges, kulturpolitisches Leitprojekt“, für das er sich lang eingesetzt habe, bezeichnete Landesrat Rudi Anschober (die Grünen) das neue Haus und lobte den „energieeffizienten Höchststandard“ des Gebäudes.

Dobusch: „Ein krönender Höhepunkt“

Mit dem neuen Musiktheater sei Linz zu einer „europäischen Kulturstadt aufgerückt“, sagte der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ). Es sei ein „krönender Höhepunkt“ der Bautätigkeit, vor allem im kulturellen Bereich in Linz.

Watzl: Markenzeichen auf der Kulturlandkarte“

Der für die Kultur zuständige Vizebürgermeister von Linz, Erich Watzl (ÖVP), lobte die technischen Möglichkeiten des Hauses, die „auf dem letzten Stand“ seien. Mit diesen Möglichkeiten könne man auch auf der österreichischen Kulturlandkarte ein Markenzeichen im „Sinne der Alleinstellung“ setzen.

„Kultur kostet, aber Unkultur kostet noch viel mehr“

„Kultur kostet, aber Unkultur kostet noch viel mehr“, zeigte sich Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) von der finanziellen Beteiligung des Bundes in Höhe von 25 Millionen Euro überzeugt. Zumal ihre Heimat Oberösterreich sich nun kulturell zwischen Salzburg und Wien klar positioniere.

„Vielfalt belebt die Sinne“

Moderater zeigte sich da Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ): „Konkurrenz - oder besser: Vielfalt - belebt die Sinne.“ In Summe war am Abend viel die Rede von der Effizienz des neuen Hauses, dem eingehaltenen Kostenrahmen und Zeitplan, zumal 30 Jahre Diskussion hinter dem Neubau stehen.

Bilder von der Eröffnung des Linzer Musiktheaters

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Superintendent Gerold Lehner und Diözesanbischof Ludwig Schwarz

Der Segen Gottes wurde von Diözesanbischof Ludwig Schwarz und Superintendent Gerold Lehner erbeten, die von zwei kleinen Mozart-Engeln auf die Bühne gebracht wurden. Das Musiktheater sei wie Papst Franziskus, zeigte sich der Katholik Schwarz überzeugt: Es sei von den Menschen nach kürzester Zeit angenommen.

Begeistert zeigte sich etwa Harald Serafin, Ioan Holender fand die Eröffnungsreden langweilig. Mehr dazu in Stimmen zur Musiktheatereröffnung.

Open-Air-Spektakel vor den Pforten des Musiktheaters

Neben der Eröffnung, die live in den Volksgarten übertragen wird, präsentierte die katalanische Künstlergruppe Fura dels Baus ein Open-Air-Spektakel vor den Pforten des Musiktheaters.

Ausschnitt aus "Ein Parzifal" von  La Fura dels Baus

ORF/Bettina Graf

Unter dem Titel „Ein Parzival“ wurde die Fassade des neuen Kulturbaus zur Bühne erklärt. Dabei bewegten sich auf dem Dach in schwindelerregender Höhe Figuren aus Richard Wagners „Weihfestspiel“.

Internationales Medieninteresse

Im Vorfeld hatten sich auch viele Vertreter internationaler Medien, darunter die „New York Times“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der „Guardian“ und die „Neue Zürcher Zeitung“, angekündigt, um von der Eröffnung der neuen Spielstätte am Volksgarten sowie der Weltpremiere der Oper „Spuren der Verirrten“ von Philip Glass und Peter Handke zu berichten.

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