Zweiter Streiktag in Ordensspitälern
In den Landesspitälern war zwar mehr Personal eingteilt, ein erhöhtes Patienten-Aufkommen war aber nicht zu verzeichnen, sagte eine Sprecherin des Betreibers gespag.
Kaum noch Bewegungsspielraum
Die Positionen sind festgefahren, beide Seiten haben kaum noch Bewegungsspielraum für weitere Verhandlungen. Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Josef Pühringer (ÖVP) betont immer wieder, nicht den einen - den GESPAG- und AKh- Mitarbeitern - nur ein Prozent wegen der Sparvorgabe des Bundes geben zu können, dafür aber den anderen - den Mitarbeitern in den Ordensspitälern - für die gleiche Arbeit mehr.
Pattstellung
Die Gewerkschaft hat sich aber ebenso kaum noch Verhandlungsspielräume offengelassen. Das letzte Angebot, eine Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 39 Stunden in Form einer Zeitgutschrift wie in den Landeskrankenhäusern, lehnte man ab - mehr dazu in Ordensspitäler: Ganztägiger Streik und Frostige Stimmung vor Streik.
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Man darf gespannt sein, ob und wie sich eine der beiden Seiten in den nächsten Tagen ohne Gesichtsverlust bewegen wird und vor allem bewegen kann. Diese Pattstellung könnte also noch länger dauern. Am Mittwoch blieben die Patienten auf der Strecke, weil teilweise in den Ambulanzen nicht behandelt wurde, Operationen ausfielen und die Pflege in den Ordensspitälern auf Wochenendniveau heruntergefahren wurde.
„Wertschätzung“
Personal in weiß, grün und blau sowie Gewerkschaftsmitglieder in vida-Warnwesten tummelten sich am Vormittag im Eingangsbereich des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder (BHB) in Linz. Teilweise auf Leintüchern sitzend - Stühle gab es nicht - und stehend lauschten sie den Rednern, Solidaritätsbotschaften wurden verlesen und auch Mitarbeiter bekamen das Mikrofon. Immer wieder fielen Begriffe wie „Wertschätzung“ und wurde betont, dass Patienten nicht die Leidtragenden sein dürften.
Unterstützung von Patienten
Einige Patienten - wie Besucher durch Flugzettel informiert - schauten dem Treiben zu. „Recht haben’s, die müssen nämlich wirklich Leistung bringen“, meinte eine Frau mit Krücken. „Da wird am falschen Platz gespart!“, empört sich ein anderer. „Lassts nur nicht nach“, spricht ein weiterer den Beschäftigten Mut zu. Immer wieder brandete Applaus für die Wortmeldungen auf. Die Krankenhausleitung nehme den Streik zur Kenntnis, bedauere ihn aber und hoffe auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch, hieß es etwa aus dem BHB. Mehr dazu in Gewerkschaft: Weitere Streiks möglich
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Was auf die Patienten zukam
Bei den Barmherzigen Schwestern in Linz stand nur ein Drittel der Operationskapazität zur Verfügung. Zum Teil wurden Eingriffe vorgezogen, die verbliebenen Termine wurden neu vergeben. In Ried mussten 40 Operationstermine verschoben werden. In beiden Spitälern wurden in den Ambulanzen nur Notfälle behandelt, alle geplanten Termine verschoben. Laut Auskunft der Krankenhäuser wurden alle Patienten verständigt. Gleiches galt auch für die Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder und der Elisabethinen in Linz.
Ähnlich war auch die Auskunft des Krankenhauses in Braunau. Dort sollten zwar keine Operationen ausfallen, die Ambulanzen wurden aber bestreikt. Auch im Krankenhaus Sierning sollten die Patienten nicht allzu viel vom Streik bemerken. Aufnahmen und Entlassungen wurden durchgeführt und wichtige Termine wahrgenommen.
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Eine Ausnahme, zumindest beim Ambulanzbetrieb, ist das Klinikum Wels-Grieskirchen. Auch dort mussten zwar einige Operationen verschoben werden, in den Ambulanzen gab es aber „keine wesentlichen Einschränkungen“, so die Geschäftsführung. Die Vertreter aller Ordensspitäler betonten übrigens erneut, dass es durch den Streik die Patienten keinesfalls gefährdet sein würden.
Weitere Streiktage möglich
Einen neuen Streiktermin habe man auch schon für den Fall, dass die Verhandlungen weiterhin keine Ergebnisse bringen, hatte die Gewerkschaft am Montag schon bekanntgegeben. Man halte diesen Termin aber noch geheim.
Politische Reaktionen
Gesundheitsreferent LH Josef Pühringer (ÖVP) kündigte am Mittwoch an, dass er mit den Vertretern der Orden in den nächsten Tagen nochmals die Situation ausloten werde, ehe man wieder Gespräche mit der Gewerkschaft aufnehme. Mittel- bis langfristig sei es nötig, die Mitarbeiter unabhängig von den Rechtsträgern oder Eigentümern der Krankenhäuser gleich zu entlohnen. Gemeinsam mit dem Sprecher der Ordensspitäler, Peter Ausweger, appellierte er an die Arbeitnehmervertretung, sich zu bewegen.
SPÖ-Klubvorsitzende Gertraud Jahn meinte, die Forderungen der Streikenden seien berechtigt, gerade in Zeiten steigender Inflation und einer Krise, in der der Inlandskonsum so wichtig ist, sollten faire und inflationsabgeltende Lohnerhöhungen auf Wohlwollen stoßen, meinte Jahn.
Die Antwort des Klubkollegen Thomas Stelzer von der ÖVP: Das Gleichbehandlungspaket für alle Spitalsmitarbeiter in den Krankenhäusern sei von der SPÖ mitbeschlossen worden.
FPÖ-Gesundheitssprecherin Brigitte Povysil forderte am Mittwoch von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) eine detaillierte Auflistung der Gehalts- und Arbeitssituation aller oberösterreichischen Spitalsmitarbeiter. Ein einheitlicher Informationsstand sei Voraussetzung für eine transparente Diskussion, so Povysil.
Von der Gewerkschaftsspitze, konkret ÖGB-Chef Johann Kalliauer, sowie den grünen Gewerkschaftern kamen heute auch unterstützende Worte für die Streikenden.
Links:
- Ordensspitäler Thema im Landtag (ooe.ORF.at; 7.3.2013)
- Keine Einigung bei den Ordensspitälern (ooe.ORF.at; 6.3.2013)
- Verständnis für Streiks in Spitälern (ooe.ORF.at; 19.2.2013)
- Streik in Ordensspitälern (ooe.ORF.at; 18.2.2013)
- Gewerkschaft droht mit "Maßnahmen“ (ooe.ORF.at; 1.2.2013)
- Versammlungen in Ordensspitälern (ooe.ORF.at; 17.12.2012)