Altbischof Aichern wird 80
Aichern, dessen Rücktrittsgesuch im Mai 2005 von Papst Benedikt XVI. angenommen worden war, zog sich im Alter von 73 Jahren aus dem Amt zurück. Seither ist er aber alles andere als im Ruhestand. Er unterstützt seinen Nachfolger Ludwig Schwarz bei liturgischen oder repräsentativen Aufgaben und übernimmt Vertretungen in Pfarren und Klöstern.
„Sozialbischof“
Der emeritierte Bischof gilt als Vertreter des liberalen Flügels und Mentor des „Linzer Weges“. Durch sein Engagement für die Anliegen der Arbeitnehmer erwarb er sich den Ruf des „Sozialbischofs“.
APA/Diözese Linz/Wakolbinger
Seine Forderung, Frauen zur Diakonatsweihe zuzulassen, seine Offenheit gegenüber Laien und sein Engagement für die Ökumene brachten ihm immer wieder Kritik aus konservativen Kreisen ein. Dennoch tritt er nach wie vor für den Dialog ein und bekundete in Zeitungsinterviews vorsichtig Verständnis für die Anliegen der Pfarrerinitiative.
Umgänglich und bescheiden
Bei seinen Schäfchen punktete er mit seiner umgänglichen Art und mit Bescheidenheit. Zehn Jahre nach seinem Amtsantritt hatte er - meist im privaten Kleinwagen - sämtliche 485 Pfarren seiner Diözese offiziell besucht. Aichern gründete die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und macht sich nach wie vor vehement für einen arbeitsfreien Sonntag sowie andere Anliegen der Arbeitnehmer stark. Unter seiner Federführung erarbeiteten die Bischöfe den 1990 erschienenen „Sozialhirtenbrief“. Im Bischofshaus beherbergte er über mehrere Jahre zwei Flüchtlingsfamilien.
1982 zum Bischof geweiht
Fast wäre Aichern ein „Christkindl“ geworden: Der spätere Linzer Oberhirte erblickte am 26. Dezember 1932 in Wien das Licht der Welt. Nach der Matura arbeitete er zunächst in der elterlichen Fleischhauerei. 1954 trat er in das Benediktinerstift St. Lambrecht in der Steiermark ein. Er studierte in Salzburg und an der Päpstlichen Hochschule San Anselmo in Rom. 1959 wurde Aichern zum Priester geweiht, 1977 stieg er zum Abt auf. Das Bischofsamt lehnte er zunächst mehrmals ab. Im Dezember 1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. schließlich doch zum zwölften Bischof von Linz, am 17. Jänner 1982 empfing Aichern die Weihe.
Das Kloster St. Lambrechten ist für Aichern „wie eine Heimat“. Deshalb wird der Jubilar den 26. Dezember auch dort verbringen und mit dem Konvent und den Pfarrangehörigen seinen 80er feiern. Die Erwartungen des umgänglichen Altbischofs an das Fest zu seinem runden Geburtstag: „Ich freue mich auf die Begegnungen.“