Findelkind Nikola: Keine Spur von der Mutter

Keine Spur gibt es von der Mutter des Findelkindes Nikola. Das Baby war am Dienstag vor der Ordination eines praktischen Arztes in Leonding (Bezirk Linz-Land) abgelegt worden. Der Kleinen geht es sehr gut, so die Auskunft des behandelnden Arztes.

Krankenschwestern hatten das Mädchen am Dienstag „Nikola“ benannt, nachdem der Nikolaus Namenspatron des Tages war. Als ein Botenfahrer es in der Früh vor der Arztpraxis fand, war es zwar leicht unterkühlt, aber gewaschen, gepflegt und warm eingewickelt.

Verwertbare Spuren werden gesichert

Die Nabelschnur war mit einer Wäscheklammer abgeklemmt. Das Mädchen werde einige Tage brauchen, bis es ganz stabil sei, sagte Oberarzt der Landes-Frauen- und Kinderklinik in Linz, Martin Weissensteiner, am Dienstag. Mehr dazu in Findelkind „Nikola“ ist wohlauf.

Von der Mutter fehlt nach wie vor jede Spur. Laut Polizei werden vor allem Ärzte befragt. Die Praxis, vor der die Kleine gefunden wurde, ist im ersten Stock eines Mehrparteienhauses untergebracht und das Neugeborene wurde direkt vor der Tür abgelegt. Ermittelt wird, ob jemand in dem Haus etwas bemerkt hat. Verwertbare Spuren aus den gebrauchten Decken, in die das Baby eingewickelt war, werden ebenfalls gesichert, hieß es aus der Pressestelle der Landespolizeidirektion.

Mutter hat persönliche Geschichte hinter sich

Jede Frau, die in einer solchen Situation sei, habe eine ganz große, persönliche Geschichte hinter sich, sagte die Psychologin Isabella Baumgartner im Interview mit dem ORF Radio Oberösterreich. „Klar ist, dass die Mutter in einer Situation ist, in der sie maßlos überfordert ist und in der sie auch ganz klar zu sich sagt: ‚Ich schaff das nicht, ich bringe momentan nicht die Ressource mit, um mich in die Rolle als Mutter einzuleben‘. Es kann auch sein, dass die Mutter sagt: ‚Es gibt ganz sicher jemanden, der für das Kind in Zukunft viel besser sorgen kann, als ich momentan in der Lage bin‘“, so Baumgartner.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Das gesamte Interview mit Psychologin Isabella Baumgartner von ORF-Redakteur Loucaz Steinherr

Die nächsten zwei Wochen, in denen die Mutter ihr Kind wieder abholen kommen kann, seien für die Mutter eine ambivalente Zeit. Die Frau werde die verschiedenen Teile in sich erleben. Einerseits die Chance, den Schritt nocheinmal rückgängig zu machen, andererseits ihn bereits abzuschließen.

Die Mutter sei jetzt in einer Übergangszeit, in der sie ihre Situation überlegen und reflektieren könne. „Wichtig wäre es, dass sie sich auch Hilfe holt und die Situation mit jemand anderen reflektiert – wenn es möglich ist“, betonte die Psychologin.

Sollte sich die Mutter entscheiden, dass Baby bei sich zu behalten, dann ist es notwendig, dass sie eine gute begleitende, fachkompetente Unterstützung in der Zusammenführung mit ihrem Kind bekomme.

Abwarten bei der Jugendwohlfahrt

Seitens der Jugendwohlfahrt Linz-Land ist die Devise „abwarten, wie die weiteren Tage sich entwickeln“, so Cornelia Leibetseder. Die Vorgehensweise hänge vom Zustand des Babys ab. Wenn es aus dem Spital entlassen werde, komme es erst einmal zu Krisenpflegeeltern. Damit sei im Gegensatz zur sofortigen Adoption ein Spielraum gegeben, falls die Mutter auftauche. „Wir hoffen, dass sich bald jemand meldet und das Kind seinen Eltern zurückgegeben werden kann.“