Späte Ehrung für unbekannten Lebensretter

An der Unteroffiziersakademie des Bundesheeres in Enns erfährt am Dienstag ein weitgehend unbekannter Lebensretter eine späte Ehrung. Der Wehrmachtsunteroffizier Anton Schmid hatte binnen weniger Wochen mindestens 300 Juden das Leben gerettet.

Es waren nur acht Wochen, die das Schicksal des Österreichers Anton Schmid bestimmten. Acht Wochen, in denen der Feldwebel der Wehrmacht Hunderten Menschen das Leben rettete, aber dafür sein eigenes verlor. Manche nennen ihn den „Oskar Schindler Österreichs“, doch den meisten Österreichern ist der Name immer noch nicht bekannt.

Nach Ohrfeige zur Wehrmacht eingezogen

Im Jahr 1900 in Wien geboren, wurde Schmid in den 1930er Jahren zum Besitzer eines kleinen Radiogeschäfts in der Brigittenau. Nach 1938 verhalf er mehreren jüdischen Bekannten zur Flucht. Eine Ohrfeige gegen einen SA-Mann, der auf offener Straße Juden drangsalierte, brachte Schmid schließlich in Konflikt mit der Obrigkeit. Der inzwischen 40-Jährige wurde zur Wehrmacht eingezogen.

Helfer der Juden im Ghetto Vilnius

Im Herbst 1941 bekam der inzwischen zum Feldwebel aufgestiegene Schmid die Leitung der Versprengtensammelstelle in Litauens Hauptstadt Vilnius übertragen. Dort standen ihm Arbeitsgenehmigungen für Juden zu, was er auch sofort nutzte, um Menschen vor dem Zugriff der mörderischen Einsatzgruppen der SS zu schützen. Einen seiner jüdischen Arbeiter stattete er mit der Identität eines gefallenen deutschen Gefreiten aus und beschäftigte ihn als seinen Adjutanten.

Anton Schmid

www.yadvashem.org

Manche nennen Anton Schmid den „österreichischen Oskar Schindler“

Immer mehr wurde Schmid zum Helfer für die drangsalierten Juden im Ghetto von Vilnius, in dem ein anderer Österreicher - der Steirer Franz Murer, der auch als „Schlächter von Vilnius“ traurige Berühmtheit erlangt hatte - als Judenreferent das blutige Sagen hatte. Schmid, der in seiner Dienststelle über einen Lkw verfügte, schmuggelte binnen weniger Wochen rund 300 Juden aus dem Ghetto und brachte sie nach Bialystok, das zu dem Zeitpunkt noch sicher war. Zudem beriet er den jüdischen Widerstand im Ghetto.

Nach acht Wochen aufgeflogen

Schmid hatte für seine Rettungstaten allerdings nur wenig Zeit. Nach acht Wochen flog der Feldwebel auf, wurde nach kurzer Flucht gefasst, zum Tod verurteilt und erschossen. In seinem letzten Brief an seine Ehefrau rechtfertigte sich Schmid: „Du weißt ja, wie mir ist mit meinem weichen Herzen. Ich habe nur als Mensch gehandelt und wollte ja niemandem wehtun.“

Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat Anton Schmid postum zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt. An der Heeres-Unteroffiziersakademie in Enns wurde am Dienstag ein Lehrsaal nach ihm benannt.

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