Expertin: Burn-out keine Modekrankheit

Die Nachricht, dass Grünen-Chef Rudi Anschober an Burn-out leidet, hat am Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Burn-out wird oft als Modekrankheit abgetan und nicht als echte Krankheit angesehen. Eine Expertin widerspricht dem jedoch.

Am Donnerstag gab der Politiker offiziell bekannt, dass bei ihm das Burn-out-Syndrom diagnostiziert wurde. Anschober muss sich daher die nächsten drei Monate aus der Politik zurückziehen - mehr dazu in Erzwungene Auszeit für Anschober (ooe.ORF.at; 20.9.12).

„Bereits seit frühen 70ern bekannt“

Damit ist Burn-out einmal mehr in die Schlagzeilen geraten. Dem Begriff Modeerkrankung widerspricht die Psychiaterin Margot Peters, Leiterin der Rehaklinik für psychosoziale Gesundheit in Bad Hall, wo viele Burn-out-Patienten behandelt werden. Die Expertin bestätigt, dass es das Burn-out-Syndrom nicht erst seit gestern gibt, sondern dass es bereits seit den frühen 70er Jahren bekannt ist.

„Mutiger Schritt von Anschober“

Für die Psychiaterin ist Anschobers Schritt, sich in der Öffentlichkeit zu seiner Krankheit zu bekennen, ein sehr mutiger: „Menschen, die an Burn-out leiden, haben viel mehr geleistet, als sie sich eigentlich zumuten hätten sollen. Dazu gehen sie immer über ihre Grenzen und vernachlässigen sich selbst.“

Oft würden unspezifische Symptome, die als nichtig abgetan werden, die Krankheit einleiten: ständige Müdigkeit, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit, Bluthochdruck und Kopfschmerzen. Gönnt man sich dann keine Ruhe und arbeitet weiter, sei es oft schon zu spät, so die Expertin.

„Energiekonto“ sollte ausgeglichen sein

„Wir sollten darauf achten, unsere Belastungs- und Erholungszeiten einigermaßen im Gleichgewicht zu halten. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder von uns ein ‚Energiekonto‘ hat und man jeden Monat 1.000 Euro einzahlt, aber 1.010 Euro abhebt, dann geht das relativ lange gut. Irgendwann wird aber meine ‚Energiebank‘ sagen, dass das Konto hoffnungslos überzogen und gesperrt ist. Dann muss man 1.000 Euro einzahlen und 900 abheben, bis das Konto wieder ausgeglichen ist. Und das dauert.“

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Psychiaterin Margot Peters im Gespräch mit ORF-Redakteurin Nicole Erl

Eine Auszeit bei Burn-out von mehreren Wochen bis Monaten sei nicht ungewöhnlich, sagt Peters. Auch das Burn-out komme nicht von heute auf morgen.

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