Verschollenes Klimt-Bild aufgetaucht?

Mit der Eröffnung des Klimt-Zentrums soll nun ein lange verschollenes Bild von Gustav Klimt in der Nähe von Linz aufgetaucht sein. Ein Experte, der das Bild aber bereits 2005 begutachtete, bestreitet jedoch die Echtheit des Bildes.

Das kreisrunde Gemälde „Der trompetende Putto“ hat einen Durchmesser von 1,70 Meter und hing einst an der Decke des Ateliers von Gustav Klimt in der Wiener Sandwirtgasse. Dort lebte Klimt mit seinem Bruder Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Studium. Als man in dem Haus in den 1980er Jahren einen Lift einbaute, montierte man das große Deckengemälde mit dem Engel, der Trompete spielt, ab. Daraufhin verschwand das Bild und galt in Kunstkreisen als verschollen.

Finder bestätigte Echtheit

Dass das nun aufgetauchte Kunstwerk tatsächlich von Gustav Klimt stammt, davon ist sein Finder und Kunstsammler, Josef Renz, überzeugt. Der Niederösterreicher habe jahrelang recherchiert und wurde schließlich in der Garage in der Nähe von Linz fündig. Am Freitag holte er das Gemälde ab - über den Kaufpreis hüllt er sich jedoch in Schweigen.

Auch dazu, wie das Bild nach Oberösterreich gekommen ist, wollte oder konnte Renz keine genauen Angaben machen. Es soll auf jeden Fall mehrmals privat weitergegeben worden sein. Jetzt soll „Der trompetende Putto“ restauriert werden. Im Herbst will Renz das Bild dann bei einer Auktion versteigern. Welchen Wert das Kunstwerk hat, will der Finder dem Markt überlassen.

Bild "Der trompetende Puto"

Gabriele Moser/Josef Renz

Das Gemälde soll nun restauriert werden

„Kein Bild von Gustav Klimt“

Alfred Weidinger, Klimt-Experte und Vizedirektor des Museum Belvedere in Wien sowie Kurator der derzeitigen Klimt-Ausstellung, sagte am Sonntag gegenüber ORF.at, dass das Bild nicht von Gustav Klimt sei. „Dieses Werk geistert seit den 60er Jahren als Werk von Klimt durch die Medien. Man versucht immer wieder, das Bild anerkennen zu lassen, gerade jetzt im 150-Jahr-Jubiläum. Aber in den Recherchen für den Werkkatalog für die Gemälde Gustav Klimts haben wir Studien für dieses Gemälde von Ernst Klimt gefunden“, sagte Weidinger.

Dadurch werde klar, dass das Bild selbst mit Gustav Klimt nichts zu tun hat. Es sei nicht signiert und auch keine gute Arbeit, so Weidinger. Es habe auch gewisse Ähnlichkeiten mit den Deckenmalereien von Ernst Klimt im Schloss Mondsee. Weidinger selbst besitze sehr gute Aufnahmen von dem Bild, die ebenfalls belegen würden, dass es sich um kein Werk von Gustav Klimt handelt.

Bild bereits 2005 begutachtet und fotografiert

Weidinger sagte gegenüber ORF.at, er habe das Bild „Der trompetende Putto“ mit seinem Team selbst im Jahr 2005 begutachtet und fotografiert. Danach sei es bewertet worden. Da es sich nicht um ein Gustav Klimt-Bild handle, sei es auch nicht in den Werkkatalog Gustav Klimt aufgenommen worden, der Ende des Jahres neu erscheint. Zum Gustav Klimt-Werkverzeichnis wird auch ein Werkverzeichnis seines Bruders Ernst Klimt erscheinen. Darin werde das Bild berücksichtigt, sagte Weidinger.

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„Experte muss Beweise bringen“

Renz widerspricht dieser These: „Auch ein Gustav Klimt hat nicht nur gute Bilder gemalt, sondern eben auch teilweise schlechte oder weniger gute, und die darf man halt auch nicht verstecken. Und dass das Bild nicht von Gustav ist, muss entsprechend belegt bzw. widerlegt werden. Wenn Alfred Weidinger das kann, ist es gut. Er kann noch gar kein Urteil abgeben, da er das Bild noch nicht gesehen hat - das kann sich doch kein Experte der Welt anmaßen“, so Renz im Gespräch mit ORF-Redakteurin Doris Fischer-Stadler.

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Bild "Der trompetende Puto"

Gabriele Moser/Josef Renz

Josef Renz hat jahrelang nach dem Bild gesucht

Rätsel um Wert

Über den Wert des Bildes wollte Weidinger nicht sprechen: „Ich rede prinzipiell nicht über Summen.“ Würde das nun gefundene Bild versteigert, räumt ihm der Experte nur wenig Chancen ein: „Jedes Auktionshaus tritt an uns heran, wenn es um Klimt geht. Und als Gustav Klimt-Gemälde kann ich es eindeutig nicht deklarieren.“

Gustav-Klimt-Zentrum am Attersee

Am Samstag, exakt zum 150. Geburtstagsjubiläum des Künstlers, wurde am Attersee ein neu geschaffenes Gustav-Klimt-Zentrum eröffnet. Dort soll die enge Beziehung des Künstlers zu seiner Sommerfrische im Salzkammergut dokumentiert werden - mehr dazu in Klimt-Zentrum am Attersee eröffnet.

„Rasantes“ Klimt-Musical in Wien

Nicht nur in Oberösterreich, auch in Wien wird der Geburtstag des Jugendstil-Meisters gebührend gefeiert. In zehn Wiener Museen sind große Ausstellungen zu sehen. Einen Höhepunkt stellt ein Klimt-Musical im Künstlerhaus dar. Das Musical bringt das Leben Klimts „in rasanten Bildern und ohne Zeit zum Atmen, aber mit realistischen und menschlichen Momenten“ auf die Bühne, wie es Regisseur Dean Welterlen formulierte - mehr dazu in „Rasantes“ Klimt-Musical im Künstlerhaus.

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