Radioaktivität in Stollen im Normalbereich

Entwarnung gab am Mittwoch der Eigentümer der Stollenanlage des ehemaligen KZ Gusen (Bezirk Perg): Die radioaktive Strahlung liegt laut Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) im Normalbereich.

„Außerhalb der Anlage liegen die Werte im grünen Bereich“, berichtete Konzernsprecher Ernst Eichinger. Auch im Stollen weise nichts auf eine künstlich eingebrachte Strahlenquelle hin.

Analyse durch Universität

Die Messergebnisse würden nun von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien analysiert, dann werde man über die weitere Vorgehensweise entscheiden. Nach derzeitigem Stand sollten aber keine Ausnahmegenehmigungen für ein Betreten des Bauwerks notwendig sein.

Unterirdische Flugzeugfabrik

Bergkristall - so heißt der Stollen, den die Nazis in St. Georgen an der Gusen von KZ-Häftlingen in den Berg treiben ließen. Diese Arbeit forderte rund 10.000 Todesopfer. In den Stollen befand sich während des Zweiten Weltkrieges eine unterirdische Flugzeugfabrik der Messerschmitt AG. Im Mai 1945 befreiten US-Truppen das Konzentrationslager Mauthausen und das Nebenlager Gusen. Das Ende der Stollen war gekommen. Die Sowjets versuchten, die Anlage zu sprengen, um einen späteren Nutzen unmöglich zu machen.

Zwei Kilometer vom Stollen noch begehbar

Etwa zehn Kilometer ist dieses Stollensystem lang. Rund zwei Kilometer sind noch immer begehbar. Der Rest wurde mit Beton verfüllt, weil sich an der Oberfläche über den Stollen immer wieder Krater gebildet hatten. Quarzsand habe immer wieder nachgegeben, so die BIG.

Vor wenigen Tagen wurde bei Vor-Arbeiten für die ORF-Dokumentation „Menschen & Mächte“ wurde im Stollen erhöhte Strahlung gemessen. Mehr dazu in Radioaktive Strahlung in KZ-Stollenanlage. Festgestellt wurden 2,6 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) - der Wert ist allerdings laut BIG nur dann bedenklich, wenn man sich ständig dieser Strahlung aussetzen würde. Dennoch dürfte es ihn so nicht geben.

Wert wird wissenschaftlich untersucht

Nun wird wissenschaftlich gemessen, ob der Wert im Stollen überall gleich ist, wie hoch er überall ist und wodurch er verursacht wird. All das wollen die Experten der Wiener Uni für Bodenkultur am Mittwochvormittag herausfinden. Einen endgültigen Bericht wird es in einer Woche geben, erste Erkenntnisse werden jedoch schon für Mittwoch erwartet.