Jakob Auer wird neuer Bauernbund-Präsident

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der RLB Oberösterreich und Nationalratsabgeordnete Jakob Auer wird neuer Präsident des Bauernbundes. Darauf hat sich das Präsidium der ÖVP-Teilorganisation festgelegt.

Auer folgt Fritz Grillitsch nach, der am Donnerstag seine Funktion als Bauernbund-Präsident und als Vizeklubchef der ÖVP im Parlament zurücklegte. Er war zuletzt in die Schlagzeilen gekommen, als er den umstrittenen deutschen Autor Thilo Sarrazin zu einem Vortrag nach Graz lud. Das brachte ihm heftige Kritik auch aus den eigenen Reihen ein. Der interne Druck dürfte zu groß geworden sein.

Keine Probleme mit Vorgänger

Auer hat in einer Pressekonferenz Freitagmittag betont, dass er sich trotz seiner 63 Jahre nicht als Interimslösung für den Bauernbund sieht. Wäre es nur für zwei Jahre gewesen, hätte er nicht kandidiert.

Deutlich Distanz zeigte er zur Einladung des umstrittenen deutschen Ex-Bankers und Buchautors Thilo Sarrazin durch seinen Vorgänger Fritz Grillitsch, angeblich der letzte Anlass für den Abgang des bisherigen Bauernbund-Präsidenten. Er hätte Sarazin, der mit seinen islamkritischen Äußerungen für viel Kritik gesorgt hatte, aber viel Beifall der FPÖ fand, nicht eingeladen, sagte Auer. Und er werde sich selbst künftig „gut überlegen“, wen er als Referent zu Bauernbund-Veranstaltungen einlade.

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Auch der Vorstoß seines Vorgängers, Ausländern allenfalls Sozialleistungen zu kürzen, findet keine Unterstützung Auers. Gäbe es keine ausländischen Arbeitnehmer etwa bei der Ernte, würde man sehr dumm da stehen, befand der neue Bauern-Chef. Ungeachtet dessen hob Auer hervor, er persönlich habe mit Grillitsch keine Probleme gehabt. Entgegen Andeutungen seines Vorgängers glaubt er auch nicht, dass dieser innerhalb der Organisationen wirklich so viele Schwierigkeiten gehabt habe. Wieso Grillitsch dann gegangen ist, weiß Auer nicht, da müsse man ihn selber fragen.

Stärke ausbauen

Der neue Präsident will jedenfalls dafür sorgen, dass der Bauernbund innerhalb der ÖVP seine Stärke bewahrt oder sogar noch ausbaut. Inhaltlich sieht er für seine Organisation große Herausforderungen, etwa die neue europäische Agrarfinanzierung, die für ihn nicht nachvollziehbare Tierschutz-Diskussion um die Ferkelhaltung sowie die Debatte um die Grundsteuer.

Bei aller Betonung der nachhaltigen Landwirtschaft in Österreich machte Auer klar, dass auch in Zukunft nicht mehrheitlich „bio“ erzeugt werden könne - alleine schon, weil dies für viele Konsumenten unleistbar wäre.

In Tirol geboren

Das Licht der Welt erblickte Auer am 31. August 1948 in Kirchberg in Tirol, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Mit 14 zog es die Familie Auer nach Oberösterreich, konkret nach Fischlham, wo der Vater seinen Wunsch, eine Landwirtschaft zu gründen, erfüllen konnte. Auch Sohn Jakob lebte sich schnell gut ein. Nicht nur steuerte er in Oberösterreich in den Hafen der Ehe, sondern auch in die ÖVP und alsbald in die Gemeindestube seines Wohnorts. Mit 24 saß er im Gemeinderat, vier Jahre später war er Bürgermeister von Fischlham, einer Gemeinde mit heute rund 1.300 Einwohnern im Hausruckviertel.

Vorsitzender des Aufsichtsrates der RLB OÖ

Dass man auch aus einer eher kleinen Kommune kommend große Karriere machen konnte, bewies der Ortschef und Schweinebauer in den Jahren darauf. Als Chef der ÖVP Wels-Land zog Auer, der es auf 32 Bürgermeisterjahre bringen sollte, 1983 in den Nationalrat ein und verließ ihn seither nicht mehr.

Beinahe wichtiger sind seine Nebenstandbeine: So war der Vater von zwei Söhnen von 2000 bis 2004 Obmann der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und ist seither dort Chef des Aufsichtsrats und zog bei der unlängst fixierten Neubesetzung der Generaldirektion mit Heinrich Schaller die Fäden.

Jakob Auer während einer Sitzungspause im Nationalrat

APA/Robert Jäger

Jakob Auer während einer Sitzungspause im Nationalrat

Machtbewusst und fachlich kompetent

Auer gilt als selbst- und machtbewusst und fachlich kompetent. Im Nationalrat tat er sich als Obmann des Budgetausschusses vor allem in Finanzangelegenheiten hervor und ist auch ein Vertreter der Kommunen. Schließlich hatte er neben seiner Bürgermeistertätigkeit in den 80er Jahren auch Erfahrung als Bezirksobmann des Oberösterreichischen Gemeindebundes gesammelt.

Der neue Bauerbund-Chef ist sich aber auch für eher prestigearme Tätigkeiten nicht zu gut. Im Nationalrat ist er seit 1986 Schriftführer und mittlerweile absoluter Profi im raschen Runterrattern von Namen, womit er an sich lähmend lange namentliche Abstimmungen zu einem kurzen Vergnügen macht.

Nummer eins bei Nebenjobs

In die Schlagzeilen geriet Auer erst vergangene Woche, und zwar als Ämtermulti. Laut der Datenbank der zivilgesellschaftlichen Projektplattform Respekt.net ist er im Parlament die Nummer eins, was Nebenjobs angeht. Immerhin zehn außerparlamentarische Organfunktionen werden für ihn ausgewiesen. Erstaunlich, dass von ihm auch noch Hobbys überliefert sind, die Feuerwehr, das Wandern und Skifahren, das ihm dereinst einen Sieg bei den Ski-Parlamentsmeisterschaften einbrachte.

Würdigungen und Gratulationen

ÖVP-Obmann Michael Spindelegger und Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski begrüßten am Freitag die Wahl Auers und gratulierten ihm dazu. Spindelegger würdigte Auer als „erfahrenen Politiker und Vollblutlandwirt“, bei dem die Entwicklung des ländlichen Raumes in besten Händen sei. Wlodkowski bezeichnete den neuen Bauernbund-Präsident als „erfahrenen Agrarpolitiker“.

Berlakovich: „Politiker mit Prinzipien“

Auch Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) gratulierte dem neuen Präsidenten: Der Bauernbund habe mit der „raschen und optimalen Hofübergabe“ Schlagkraft und Stärke beweisen und einen „Politiker mit Prinzipien“ gewählt. „Die anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und die damit verbundene Budgetausstattung sind harte Nüsse, die es zu knacken gilt“, so der Minister in einer Aussendung.