Heinrich Schaller - neuer Chef der RLB OÖ

Der Börsen-Vorstand Heinrich Schaller ist neue der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Er tritt die Nachfolge von Ludwig Scharinger an, der im März 2012 in Pension geht.

Schaller gehörte bereits von 2004 bis 2006 dem Vorstand an und wechselte vor fünf Jahren in den Chefsessel der Wiener Börse. Die Bank hat am Montag in einer Pressekonferenz über die Personalentscheidung des Aufsichtsrats berichtet. Scharinger wollte keine volle fünfjährige Funktionsperiode mehr ausüben. Er bleibt aber weiterhin als Konsulent für die RLB tätig.

Heinrich Schaller und Ludwig Scharinger

APA/rubra

Der neue Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich Heinrich Schaller (r) und sein Vorgänger Ludwig Scharinger

Schaller - Urgestein unter dem Giebelkreuz

Heinrich Schaller, der neue starke Mann in der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich, gehört zum Urgestein unter dem Giebelkreuz. Bis zu seinem Wechsel in die Chefetage der Wiener Börse 2006 verbrachte er sein gesamtes Berufsleben in der Raiffeisen-Bankengruppe. Als künftiger RLB-Generaldirektor tritt er nicht nur in die Fußstapfen seines Vorgängers Ludwig Scharinger, sondern auch in jene seines Vaters Karl Schaller, der das Institut von 1949 bis 1973 leitete.

Nach seinem Jus-Studium an der Linzer Johannes Kepler Universität war Schaller von 1987 bis 2000 in der Raiffeisen Zentralbank (RZB) in Wien tätig. Dann kam er zur RLB Oberösterreich, wo er von 2004 bis 2006 dem Vorstand angehörte. In seine Zuständigkeit fielen die Bereiche Wertpapiere, Treasury sowie Vertrieb und Marketing. Daneben war er auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kepler-Fonds KAG. Schaller galt er stets als der ruhige Stratege im Hintergrund, während Scharinger nie die Öffentlichkeit scheute.

Seit 2006 Vorstand der Wiener Börse

2006 beerbte Schaller Stefan Zapotocky in der Chefetage der Wiener Börse, der er seither gemeinsam mit dem aus der Erste Bank kommenden Investmentbanker Michael Buhl vorsteht. Seit Jänner 2010 ist Schaller zudem Vorstand der CEE Stock Exchange Group. Beide Mandate waren erst im Frühling dieses Jahres bis Juni 2016 verlängert worden. Nun bleibt er aber nur bis Ende Jänner 2012 und kehrt dann nach einem knapp sechsjährigen Gastspiel in Wien nach Linz zurück.

Als oberster Börsianer äußerte sich Schaller immer wider kritisch zu einer möglichen Finanztransaktionssteuer, diese könne die Wirtschaft dämpfen. Wenn überhaupt, dann müsse sie auf jeden Fall länderübergreifend eingeführt werden, da sonst die betroffenen Geschäfte rasch ins Ausland verlegt würden, warnte er mehrmals. Zuletzt meldete er sich mit Kritik an der Europa-Politik in Sachen Schuldenkrise zu Wort. Ihr zögerliches Verhalten sei für das mangelnde Vertrauen der Investoren an den Börsen verantwortlich und Unsicherheit sei das Schlimmste für den Kapitalmarkt.

Scharinger - Abschied nach 27 Jahren

Schaller feiert in knapp drei Wochen seinen 52. Geburtstag. Auch wenn er am 11. November, am Faschingsbeginn, zur Welt gekommen ist, eilt ihm auch privat der Ruf eines stillen, besonnenen Menschen voraus. Der Vater von vier Kindern zählt Skifahren, Radfahren und Reisen zu seinen Hobbys. Wenn es sein Terminkalender zulässt, verbringt er seine Freizeit im Mühlviertel, wo er einen Ferienwohnsitz hat.

Ludwig Scharinger verabschiedet sich im kommenden Frühling nach fast 27 Jahren als Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Seine Karriere war nicht von Beginn an vorgezeichnet, ursprünglich sollte der seit vergangener Woche 69-Jährige den elterlichen Hof übernehmen. Ein Verkehrsunfall machte diese Pläne aber zunichte - und katapultierte ihn in die Finanzwelt unter dem Giebelkreuz, wo er sich wegen seiner Nase für Geschäfte und seiner gleichnamigen Musikgruppe den Spitznamen „Luigi Monetti“ erwarb.

Scharinger wurde am 19. Oktober 1942 als ältestes von sieben Kindern in Arnreit (Bezirk Rohrbach) im Mühlviertel geboren. Er absolvierte zunächst die landwirtschaftliche Fachschule in Wieselburg und studierte dann an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) Betriebs- und Sozialwirtschaft.

Seit 1985 Raiffeisen-Generaldirektor

1972 trat Scharinger in die damalige Raiffeisenzentralkasse Oberösterreich ein, seit 1985 ist er Generaldirektor. Unter seiner Führung hat sich die Bank von der Kassa für die Landwirte zur stärksten Regionalbank Österreichs gemausert. Dabei gelang es ihm stets, komplizierte Dinge in bewusst einfacher Sprache zu erklären.

Neben seinem Chefposten in der RLB ist Scharinger Vorsitzender des Universitätsrates der JKU, tschechischer Honorarkonsul und hat mehrere Aufsichtsratsmandate inne. Im politischen Geschehen gilt er als graue Eminenz, die in vielen Bereichen mitmischt. Ihm eilt daher auch der Ruf als „heimlicher Landeshauptmann von Oberösterreich“ voraus. Einen Pensionsschock befürchtet der Vielbeschäftigte nicht. Er werde sicher mehr Zeit für sein Privatleben haben, erwartet er, bleibt aber der Bank als Konsulent - das genaue Aufgabengebiet muss noch definiert werden - erhalten. Ob er im „Ruhestand“ wirklich kürzertritt, bleibt abzuwarten. „Mich stresst nur, wenn ich im Urlaub den Bauch in die Sonne halten muss“, charakterisierte sich Scharinger einst selbst.

Privat ist der nach Eigendefinition „gläubige Mensch“ Scharinger seit - heute, Montag, auf den Tag genau - 41 Jahren mit seiner Frau Anneliese verheiratet. Das Paar hat vier Töchter. Der begeisterte Jäger ist ein fixer Bestandteil des oberösterreichischen Gesellschaftslebens. Immer wieder greift er bei Veranstaltungen zu seiner Trompete und sorgt selbst für die Unterhaltung der Gäste. Bezeichnend für die Persönlichkeit Scharingers ebenso wie für seinen Hang zur Blasmusik ist der Titel seines im Vorjahr erschienenen autobiografischen Buches: „Nach meiner Trompete“ ...

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  • Raiffeisenlandesbank OÖ(www.rlbooe.at/)