Michael Strugl wechselt in Verbund-Vorstand

Landeshauptmann-Stv. und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) wechselt von der Landespolitik in den Vorstand des größten Energieversorgers Österreichs. Das hat der Aufsichtsrat des Verbund am Mittwoch beschlossen.

Für die Nachfolge Strugls in der Landespolitik wurde in den letzten Tagen der Generaldirektor der Eurothermen-Ressorts, Markus Achleitner, als Favorit gehandelt. Strugl war für die Ressorts Wirtschaft, Arbeit, Forschung, Wissenschaft, Energie, Tourismus, Raumordnung, Landesholding, Europa und Sport verantwortlich. Ob diese Aufgaben neu verteilt werden oder ob Strugls Nachfolger - oder Nachfolgerin - sozusagen das gesamte Strugl-Paket übernehmen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Michael Strugl

ÖVP OÖ

2013 wurde Michael Strugl als Landesrat angelobt

Wahlkampfleiter und Stratege

1987 begann der jetzt 54-Jährige nach dem Studium als Pressereferent der Volkspartei. Er stieg in der Partei auf, wurde Landesgeschäftsführer und Klubobmann im Landtag. Bei den Nationalratswahlen 1999 war er für Wolfgang Schüssel und bei mehreren Landtagswahlen auch als Wahlkampfleiter im Einsatz. 2013 wurde Strugl als Landesrat angelobt und übernahm von Viktor Sigl das Wirtschaftsressort.

Auch nach dem Wechsel Strugls zum Verbund werde das Standortressort „aus guten Gründen so bleiben, wie es ist“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im Interview mit ORF-Redakteur Christoph Kinast, verriet aber nichts darüber, wer die Nachfolge übernehmen wird:

Anfang 2019 wird Strugl seinen neuen Posten im Verbund-Vorstand antreten.

„Wechselbad der Gefühle“

Als „Wechselbad der Gefühle“ bezeichnete Stelzer am späten Mittwochnachmittag die berufliche Umorientierung seines Stellvertreters: „Ich freue mich riesig für ihn und habe seine Bewerbung auch von Anfang an unterstützt, weil ich überzeugt bin, dass er als Top-Manager der richtige Mann für diesen Job ist.“ Strugl selbst wird in der Aussendung so zitiert: „Auch für mich ist dieser Wechsel mit einem weinenden Auge verbunden. Ich habe dieses Standortressort mit Herzblut geführt und mit Thomas Stelzer eine starke gemeinsame Achse gebildet.“

Was die Nachfolgefrage betrifft, betont Stelzer in der Aussendung, dass „für einen geordneten Übergang auf ein neues Regierungsmitglied gesorgt werde“.

Weiterhin Vorstand mit vier Mitgliedern

Achim Kaspar

Kaspar ist seit 2008 General Manager von Cisco Austria, der Österreich-Niederlassung des US-Technologieunternehmens Cisco, sowie von Cisco Kroatien und Slowenien. Der gebürtige Kärntner studierte Betriebswirtschaft in Graz.

Neben Strugl wird auch Achim Kaspar in den Vorstand des Verbunds einziehen. Strugl und Kaspar wurden für drei Jahre bis Ende 2021 mit Verlängerungsoption auf zwei weitere Jahre, also bis Ende 2023, bestellt. Strugl wird außerdem stellvertretender Vorsitzender des Verbund-Vorstands und zeichnet etwa für Energiewirtschaft und Personalmanagement sowie Trading und Sales verantwortlich. Anzengruber verantwortet u.a. die Strategie-Agenden, Kollmann neben den Finanzen auch M&A sowie IR. Kaspar ist für den neu geschaffenen Bereich Digitalisierung sowie den gesamten Erzeugungsbereich zuständig.

Die langjährigen Verbund-Vorstandsdirektoren Hannes Sereinig (der derzeit auch Vize-Vorstandschef ist) und Günther Rabensteiner - beide gelten als SPÖ-nahe - scheiden mit Jahresende aus, sie gehen wie seit längerem bekannt in Pension.

Wegfall des umfangreichen Auslandsengagements

Überraschend ist, dass der Verbund-Vorstand insgesamt nicht verkleinert wird, wie das in den letzten Monaten immer wieder von Beobachtern vermutet worden war. Zu rechtfertigen gewesen wäre dies mit dem Wegfall des früher recht umfangreichen Auslandsengagements. Einst verfügte der Verbund über Aktivitäten in Italien, Frankreich und der Türkei, aktuell ist man hauptsächlich noch als Stromhändler jenseits der Grenze tätig, vornehmlich in Deutschland. Von der kalorischen Stromproduktion in Italien (Sorgenia) und in Frankreich hat sich der Stromkonzern 2014 gelöst. Schon davor, 2013, hatte der Verbund seine Türkei-Assets in einem Tauschgeschäft an die deutsche E.ON abgegeben und dafür namhafte Wasserkraft-Anteilen in Bayern - im Ausmaß des Stromverbrauchs von 600.000 Haushalten - sowie mehrere hundert Millionen Euro in bar erhalten.

Zu 51 Prozent gehört der Verbund der Republik Österreich und ressortiert zum Finanzministerium von Minister Hartwig Löger (ÖVP). 2017 wurden mit gut 2.800 Mitarbeitern rund 2,9 Mrd. Euro Umsatz erzielt.

SPÖ: „Versorgungsjob“

„Strugl darf sich freuen. Er hat einen Versorgungsjob bekommen, der mit einer Millionengage dotiert ist“, war die Reaktion der SPÖ-Landesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer auf den Wechsel des Landesrats in die Wirtschaft. Kopfschmerzen müsse das bei Landeshauptmann Stelzer auslösen, weil sein ÖVP-Regierungsteam in Oberösterreich bröckeln würde.

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