Ruhige Demonstration gegen Burschenbundball

1.600 Demonstranten sind am Samstag laut Polizei dem Aufruf des Bündnisses „Linz gegen Rechts“ gefolgt und durch Linz gezogen. Die Demo richtete sich vor allem gegen die Bundesregierung, aber auch gegen den Burschenbundball, der am Abend begann.

Der Burschenbundball sei für die Kritiker keine harmlose Tanzveranstaltung, sondern ein „rechtsextremes Großevent“, hieß es. Mit rund 400 Teilnehmern begann der Protestzug um 17.00 Uhr, gegen Ende der Demonstration um 20.30 Uhr lautete die offizielle Zahl der Behörden 1.600.

Demo vor dem Burschenbundball in Linz

fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Parolen gegen türkis-blau

Auf den meisten Transparenten, die zu sehen waren, standen Parolen gegen die türkis-blaue Bundesregierung. Mit dem Gesang „Wir kämpfen für die Kinder und leisten Widerstand“ stimmten sich zum Beispiel die „Omas gegen Rechts“ auf die Kundgebung ein. Es ging den Teilnehmern auch gegen die Wiedereinführung der Gebühren für die Nachmittagsbetreuung in den oberösterreichischen Kindergärten.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut, die holen wir uns zurück“, lautete eine weitere Parole während der Demonstration durch die Innenstadt. Die Polizei war laut eigenen Angaben mit rund 150 Beamten entlang der Demonstrationsstrecke vertreten.

Demo vor dem Burschenbundball in Linz

fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Platzverbot um Vereinshaus

Rund um das Palais Kaufmännischer Verein (vielen als Vereinshaus bekannt, Anm.) in der Bismarckstraße, wo am Abend der Burschenbundball begann, wurde ein Platzverbot verhängt. Es wurde mit Ende der Demonstration aufgehoben.

Die Abschlusskundgebung des Protestmarsches fand auf dem Martin-Luther-Platz an der Landstraße statt. Die Exekutive sprach von einer „friedlichen“ Demonstration, es habe bis 20.30 Uhr kaum Zwischenfälle gegeben.

Demo vor dem Burschenbundball in Linz

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Haimbuchner forderte zu Mäßigung auf

FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner, der letztes Jahr mit seiner Frau auf dem Weg zum Ball angegriffen wurde, forderte bereits im Vorfeld die Demonstranten zur Mäßigung auf. Die Landessprecherin der Grünen, Maria Buchmayr, stellte die Frage, weshalb der Burschenbundball unter dem Ehrenschutz des Landeshauptmannes und der Johannes Kepler-Universität steht. Sie forderte von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) eine Distanzierung.

Lukas: Appell an Grundkonsens der Gesellschaft

In seiner Ball-Eröffnungsrede appellierte der Rektor der Johannes-Kepler-Universität (JKU), Meinhard Lukas, sich an jenem Grundkonsens zu orientieren, „der unsere freie, demokratische und humanistische Gesellschaft ausmacht“. Die Universitätsleitung bekenne sich zu einer pluralen Gesellschaft und respektiere Meinungsvielfalt der Studierenden. Gleichzeitig trete die JKU gegen Extremismus, Antisemitismus und Faschismus in jeder Form auf.

„Wir beobachten mit Sorge, was in dieser einen Verbindung passiert ist“, so Lukas im Interview mit ORF-Redakteurin Nicole Erl-Ohler

Im Hinblick auf die Liederbuchaffäre sprach sich Lukas zwar gegen Pauschalverurteilungen aus. Wer aber heute die im Habsburgerreich geborene deutsch-nationale Idee hochhalte, müsse sich ihres historischen Ballastes bewusst sein und sich von ihren dramatischen historischen Fehlentwicklungen distanzieren, so der Rektor.