Jelinek-Erstaufführung in Linz
Das Stück teilt Regisseurin Katka Schroth in die zwei Themen Mode und Altern, skizzierte sie am Mittwoch. Sie will Unterhaltung nicht ausschließen, aber vermitteln wie geradezu penetrant sich die Autorin mit Moralischem beschäftigt.
Ständiger Versuch des Verwandelns
Spielthema ist demnach die durch Mode erfolgende Verkleidung der Menschen und der ständige Versuch des Verwandelns. Dieser „Oberflächengeschichte“ widerspricht das zweite Thema im Stück: Die postkoloniale Herstellungsweise mit Zerstörung der Natur und parallel dazu der eigene Verfall der Autorin, der Rückzug, das Bedürfnis nicht mehr an der Rampe zu stehen und das Sterben.
Christian Brachwitz
Schroth verweist auf die Bilder von eingestürzten oder abgebrannten Textilfabriken, in denen Kleidung für die westliche Konsumwelt erzeugt wird und den getöteten Arbeitern. Alle Käufer würden die Bilder kennen, aber nichts dagegen unternehmen - man nehme sie in Kauf.
„Unerbittlichkeit, Humor und Sprachwitz“
Schroth ist fasziniert von Jelinek, weil sie darauf bestehe, so lange über diesen Missstand zu reden, bis er gelöst sei - eben mit Unerbittlichkeit, aber auch Humor und Sprachwitz. Das soll auch die Inszenierung in Linz kennzeichnen. Der Textkörper soll durch die Schauspieler zum Körper werden und damit Dynamik bekommen. Dem aus zwei Räumen bestehenden Bühnenbild von Hartmut Meyer und den Kostümen von Sung-A Kim und Ruby Heimpel kommt angesichts der Themen noch mehr Gewicht zu als sonst.
„Nicht nur die moralische Keule“
Die Regisseurin betont, sie spüre die besondere Verantwortung, eine österreichische Autorin in Österreich zu inszenieren. Sie verspricht, dass im Stück - es dauert inklusive Pause etwa drei Stunden - nicht nur die moralische Keule geschwungen wird und die Zuschauer dazu gebracht werden, aus dem Haus zu laufen. Sie sollen auch viel lachen, nachdenken und sich fragen: was ist der Mensch jetzt. Das Theater bietet vor der Aufführung eine Einführung und Nachgespräche.