Erzbischof von Bagdad appelliert an Westen

Bei einem Besuch in Linz hat der römisch-katholische Erzbischof von Bagdad, Jean Sleiman, an die Menschen und vor allem an die Politiker im Westen appelliert, die Christen im Irak nicht im Stich zu lassen.

Sie würden unter permanentem Druck leben - auch nach den jüngsten militärischen Erfolgen im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Die Zahl der Christen im Irak ist innerhalb weniger Jahrzehnte von rund 1,5 Millionen auf noch höchstens 400.000 geschrumpft, so Sleiman bei seinem Besuch in Linz.

„Bevölkerung ist großzügig, Regierungen nicht“

Der 70-Jährige weilt auf Einladung der päpstlichen Missionswerke „missio“ in Österreich: „Die internationale Politik begünstigt uns Christen nicht. Man muss zwischen den Menschen im Westen und ihren Regierungen unterscheiden. Die Bevölkerung ist wirklich sehr großzügig, und in vielen Fällen ist uns mit Geld oder Asyl geholfen worden. Aber die Regierungen verfolgen nur ihre eigenen Interessen und vergessen dabei die Probleme der Christen im Irak“, so Sleiman.

„Viele sehen keine Zukunft im Irak“

Viele der noch verbliebenen Christen würden keine Zukunft mehr im Land zwischen Tigris und Euphrat sehen, wo ihre Vorfahren ein halbes Jahrtausend lang gelebt haben, so Sleiman: „Wir haben tatsächlich unter Christenverfolgung zu leiden. Wir kennen die Verfolger, sie bedrohen uns. Wer nicht zum muslimischen Glauben übertritt, muss für seine Sicherheit und sein Recht zu leben, bezahlen.“

Die meisten seiner Glaubensbrüder und -schwestern im Irak hätten einen Traum, so der Erzbischof von Bagdad: Sie wollen das Land verlassen und in den Westen gehen, am liebsten in die USA.