Flüchtlingsfrage spaltet weniger als vermutet

Die Flüchtlingsfrage spaltet Oberösterreich nicht in dem Ausmaß, wie das aufgrund der letzten Wahlergebnisse vermutet werden könnte. Das zeigt eine Meinungsumfrage, die Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) in Auftrag gab.

Je mehr direkten Kontakt die Bevölkerung mit Zuwanderern habe, umso positiver wäre die Einstellung zu Flüchtlingen. Dadurch wäre in Gemeinden, die bereits Flüchtlinge aufgenommen haben, der Zugang der Bevölkerungen wohlwollender.

„Kein reines Schwarz-Weiß-Denken“

Der Meinungsforscher Christoph Hofinger vom Institut Sora hält es für bemerkenswert, dass in Oberösterreich kein reines Schwarz-Weiß-Denken herrscht, also das Land gar nicht geteilt sei: „Sehr wichtig ist, dass 31 Prozent der befragten Oberösterreich beide Seelen in ihrer Brust haben. Ein Drittel der Oberösterreicher würde vielleicht Grenzen dicht machen, gleichzeitig stimmen sie aber auch zu, dass es eigentlich gut wäre, Kindern zu zeigen, wie man Flüchtlinge integriert.“

„Thema wird sehr pragmatisch gesehen“

Die Mehrheit der 704 Befragten aus allen Bevölkerungsschichten fürchtet durch Zuzug negative Auswirkungen auf das Sozialsystem, so die Umfrage. Aber auch das Pensionssystem wäre in Gefahr, obwohl die meisten Experten genau den gegenteiligen Effekt erwarten. Insgesamt sei das Umfrageergebnis aber überraschend positiv, so Integrationslandesrat Rudi Anschober: „Klar ist aber auch, dass die Oberösterreicher das Thema sehr pragmatisch sehen, nicht blauäugig sind und durchaus in einzelnen Bereichen auch Sorgen haben, die ein Handlungsauftrag für die Politik sind.“

Mehr Vertrauen in das Land als in Bundesregierung

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt wären die Oberösterreicher Flüchtlingsthemen gegenüber aufgeschlossener, so Anschober. Die Befragten trauen dem Land mehr Lösungskompetenz zu als der Bundesregierung, von der sich Anschober übrigens nicht sonderlich unterstützt fühlt.

Der Meinungsforscher wiederum sieht im Umfrageergebnis einen klaren Auftrag an die Politik: „Ich denke, dass die Umfrage zeigt, dass die Menschen eine gewisse Sehnsucht danach haben, das Thema nicht nur in einseitig zu betrachten, sondern in seiner ganzen Vielfalt.“ Anschober will ab jetzt jedes Jahr die Stimmungslage der Bevölkerung zum Thema Integration abfragen lassen.